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Archiv-Artikel

Fonds mit hohem Niveau

Die Anbieter ethisch-ökologischer Publikumsfonds wurden hinsichtlich ihrer Qualität in Sachen Research, Information und Service unter die Lupe genommen. 43 von 68 Fonds haben sich beteiligt

Endlich Licht im Dickicht: Ein Rating von Öko-Fonds kann Anlegern nunmehr als passables Hilfsmittel bei einer Investition dienen. Denn gerade Interessenten für ethisch-ökologische Fonds seien „besonders kritisch“ hinsichtlich der Anlagekriterien, heißt es beim Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft (Imug) in Hannover. Es hat im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes 68 Fonds untersuchen wollen, von denen sich immerhin 43 beteiligten.

Während viele Anleger bei herkömmlichen Fonds vor allem auf deren monetäre Entwicklung, mithin auf die Rendite, schauen, haben Investoren bei ethisch-ökologischen Fonds noch andere Kriterien im Blick: Von großer Bedeutung sind vor allem die Researchqualität, Informationsqualität, Transparenz sowie Service.

Mit „Researchqualität“ ist vor allem die Vorgehensweise der Analysten bei der Untersuchung von Unternehmen gemeint, die in das Portfolio aufgenommen werden. Das Imug hinterfragte beispielsweise, inwiefern dem Fondsmanagement ein unabhängiger Beirat zur Seite steht, ob Entscheidungen lediglich auf den Daten von Dritten basieren oder die Unternehmen auch selbst besucht und befragt werden.

Die „Informationspolitik“ und „Transparenz“ eines Fonds trägt demgegenüber entscheidend zur Glaubwürdigkeit bei. „Für den Anleger ist die Qualität dieser Informationen entscheidend, nicht deren Menge“, so das Imug. Deshalb sei es von zentraler Bedeutung, was die Fonds selbst über sich öffentlich machen und ob dem Anleger beispielsweise auch „einsichtig erklärt“ werde, warum „ein bestimmtes Unternehmen in dem Fonds auftaucht, andere derselben Branche hingegen nicht“. Die Imug-Experten stellten dabei fest, dass „nur wenige Fonds quasi ihr gesamtes Konzept offen legen“, während andere „nicht viel mehr als ihren Namen preisgeben“.

Doch wollte sich das Imug nicht allein auf die Selbstauskunft des Managements verlassen. Deshalb wurde auch die Qualität von Beratung und Service für Anleger geprüft. Dies geschah sowohl durch verdeckte Telefonate („Mystery-Calls“), bei denen sich die Mitarbeiter als potenzielle Anleger ausgaben, als auch durch ausgiebige Prüfung des Angebots der Unternehmen auf ihren Homepages. Gerade im Internet stießen die Tester auf große Unterschiede: Während einige Fonds optimal abschnitten, habe es andere gegeben, deren Homepage derart verwirrte, dass es „schon bis zu einer halben Stunde dauerte, um an die Basisinformationen wie zum Beispiel Kontaktadressen zu gelangen“. Bei den verdeckten Telefonaten wurden die vermeintlichen Interessenten von einigen Fondsmitarbeitern sogar mit den Hinweis abgewimmelt, dass es keine telefonische Beratung gebe. „Die Gesprächspartner schienen darum bemüht, aktive Kundenabwehr zu betreiben“, bemängeln die Imug-Fachleute.

Am Ende der Untersuchung steht nunmehr eine Rangfolge. Dabei wurde die Researchqualität von den Hannoveranern mit 60 Prozent gewichtet, die Informationsqualität mit 30 Prozent und der Service mit 10 Prozent. Demnach zeichnet sich ein empfehlenswerter ethisch-ökologischer Fonds durch vier Kriterien aus: ein umfassendes Research mit Unterstützung durch Unternehmensbesuche, ein von dem Fondsmanagement unabhängiges und erfahrenes Researchteam, eine transparente Kommunikation der Researchaktivitäten nach außen sowie serviceorientierte und geschulte Mitarbeiter. In das Ranking flossen monetäre Aspekte wie beispielsweise die Rendite allerdings nicht mit ein.

An der Spitze der „Top Ten“ steht mit 82 erreichten Punkten nunmehr der Fonds Ökovision. Möglich waren 100 Punkte, der Durchschnitt betrug 67 Punkte. Die Anlagepolitik von Ökovision orientiert sich vor allem an kleinen und mittleren Unternehmen, die im Umwelt- und Sozialbereich Pionierarbeit leisten, heißt es in einem Kurzporträt des Testsiegers. Bei der Auswahl der Papiere würden Positiv- und Negativkriterien berücksichtigt, über deren Einhaltung ein unabhängiger Anlageausschuss wache. Die Researchqualität lag bei 81 Punkten (Durchschnitt: 62). Die Qualität der Informationen wurde gar mit 89 Punkten bewertet (Durchschnitt: 77), beim Service erreichte der Fonds 78 Punkte (Durchschnitt: 64).

Auf Platz 2 findet man den DLI-Global Quality (80 Punkte). Platz 3 teilen sich gleichauf die beiden Fonds Green Effects, der einzige internationale Aktienfonds übrigens, der sich auf den sehr strengen und renommierten Natur-Aktien-Index (NAI) stützt, sowie der Swissca Green Invest (beide 78 Punkte). Platz 4 belegen die beiden Fonds Sarasin ValueSar Equitiy und Dexia Equities World Welfare.

Im Feld der Verfolger (ab Platz 6) findet man beispielsweise die SEB Invest OekoLux und SEB Invest OekoRent (beide Platz 7) sowie den Sarasin Energy Fund (Platz 9). Der mitunter in Fachkreisen recht kritisch beurteilte, weil nicht allein streng ökologisch orientierte SAM Sustainability Index Fonds steht auf Platz 10 mit 71 Punkten.

Die Imug-Experten belassen es allerdings nicht bei der Auflistung von Rangfolgen. Das Institut zieht vielmehr darüber hinaus ein Fazit für die Weiterentwicklung und Vermarktung von ethisch-ökologischen Publikumsfonds. Demnach sei beispielsweise ein „zunehmender Qualitätswettbewerb im Research“ nötig – womöglich trenne sich damit die Spreu vom Weizen. Außerdem rät Imug zu „steigender Transparenz unter den Produkten“, zudem sollten sich die „großen deutschen Banken“ dem Markt öffnen. Denn ein umfassendes Angebot gerade durch die Multis auf dem Kapitalmarkt kurbelt schließlich auch die Nachfrage an – was letztlich wiederum so manches Unternehmen zu einer stärkeren ethisch-ökologischen Arbeitsweise animieren könnte. ANDREAS LOHSE

Imug, Brühlstraße 11, 30169 Hannover, Tel. (05 11) 1 21 96-0, www.imug.de