: Leere Blicke
Bis zum 30.01. läuft die Austellung „Void.Monaden des Abseitigen“ im Foyer der Arbeitnehmerkammer
Junge Menschen – in sich gekehrt, ungeschminkt, ernst. Eine eingezäunte Ecke des Gartens mit Rasenfläche, dahinter Bäume. Ein See, in dem sich das gegenüberliegende Grün spiegelt und die Perspektive verzerrt. Ein kleines Mädchen im gelben Kleidchen auf dem Bett liegend – der Kopf verliert sich in der Unschärfe des Bildes, am rechten Rand werden ihm gnadenlos die Beine abgeschnitten.
Natürliches wird zum Abseitigen, zum Rätselhaften und somit zur eigenständigen Einheit. Seit dem 14. Dezember präsentiert der 1968 geborene Heiko Tiemann elf unprätentiöse Fotographien, die er unter dem Titel „Void. Monaden des Abseitigen“ zusammengefasst hat – zu besichtigen im Foyer der Arbeitnehmerkammer. Void bedeutet nichtig, Leerstelle, Lücke. Monaden sind in sich abgeschlossene, fensterlose Einheiten, die unterschiedliche Vollkommenheitsgrade spiegeln. Die Lücke, die Fehlstelle als hermetische Einheit; die sichtbargemachte Leere im Abseits? Das klingt nach dem Paradigmenwechsel der Postmoderne. So eröffnet sich ein weiter Handlungsspielraum.
Ins Abseits geschoben wird hier das Perfekte, das Fertige. Denn in Tiemanns Bildern regiert der Zufall, als der Ausschnitt, der manchmal zu viel und manchmal zu wenig vom Eigentlichen zeigt. Der nicht verbesserte Fehler wie der Dreck auf dem Teppich und das nicht weggeräumte Stromkabel. Hier wirkt nichts künstlich oder nachbearbeitet. Alles ist roh – und realistisch.
Die Personen wirken stark und eigenständig. Sei es der gerade aufgewachte junge Mann mit den geschlossenen Augen oder das junge Mädchen am Straßenrand mit verdrehter Körperhaltung und gesenktem Blick. Offen bleiben die Beweggründe für den traurigen Blick der jungen Frau und offen bleibt auch, warum die zugewucherten Pflastersteine daneben hängen. Denn nicht immer ist der im Titel versprochene Paradigmenwechsel gleich erkennbar. Gelegentlich muss man in der Weite des Themas danach suchen, so dass die Auswahl der Bilder hier und da zufällig erscheint. Aber wer suchet, der findet. Jörg Fischer