Kontrollen intensiviert

UN-Inspektoren im Irak benutzen jetzt Hubschrauber. 8.000 britische Reservisten eingezogen. Arabische Intellektuelle: Saddam, tritt zurück!

BAGDAD/LONDON ap/dpa/rtr ■ Sechs Wochen nach Beginn der Rüstungskontrollen in Irak haben die UN-Inspektoren erstmals aus der Luft nach Hinweisen auf geheime Massenvernichtungswaffen gesucht. Mit drei Hubschraubern brachen die Fachleute zu einem Erkundungsflug auf. Ihr Ziel war eine Phosphatfabrik in al-Kaim, 420 Kilometer westlich von Bagdad.

In Erwartung eines möglichen Irakkriegs ist in Großbritannien die Einberufung von 8.000 Reservisten geplant, wie die BBC gestern berichtete. Die Pläne sollten noch gestern im Unterhaus vorgestellt werden. Derweil dringen unterschiedliche Töne aus der britischen Regierung an die Öffentlichkeit. Premier Tony Blair unterstrich gestern in einer Rede bei einer Botschafter-Konferenz in London, dass es fatale Folgen hätte, Iraks Präsidenten Saddam Hussein nicht zu entwaffnen. Die Welt werde dann die „Konsequenzen unserer Schwäche bereuen“. Außenminister Straw sagte dagegen zu Berichten, wonach ein nicht namentlich genannter britischer Minister die Wahrscheinlichkeit als 60:40 gegen einen Krieg eingestuft hatte: „Das ist eine ziemlich zutreffende Einschätzung, aber die Situation ändert sich von Tag zu Tag.“ Ein Krieg sei nicht unausweichlich, so Straw in der BBC.

Derweil setzen die USA alles daran, von der Bundesregierung Unterstützung für eine neue Irak-Resolution im UN-Sicherheitsrat zu gewinnen, die einen Militärschlag billigen würde, wenn die Waffeninspektionen scheitern. Das sagten US-Regierungsbeamte am Montag. Deutschland übernimmt im Februar für einen Monat die Präsidentschaft im UN-Weltsicherheitsrat. Die namentlich nicht genannten Beamten begrüßten die Haltung von Kanzler Schröder, der die Zustimmung zu einer neuen Irak-Resolution nicht ausgeschlossen hat, obwohl die Regierung sich an einer Militäraktion gegen Irak auch mit UN-Mandat nicht beteiligen will.

Um eine „Katastrophe“ im Nahen Osten zu verhindern, fordern arabische Intellektuelle und Wissenschaftler Saddam Hussein zum Rücktritt auf. Die Unterzeichner der Petition, die am Montag in Beirut bekannt wurde, fordern zudem eine Demokratie in Irak, wo Menschenrechtsbeobachter den friedlichen Machtwechsel überwachen könnten. „Der sofortige Rücktritt von Saddam Hussein, dessen drei Jahrzehnte währende Herrschaft für Irak und die arabische Welt ein Albtraum war, ist die einzige Möglichkeit, mehr Gewalt zu vermeiden“, heißt es in dem Aufruf aus Beirut.