kurzkritik: afrika! afrika!
: Es ist alles Fassade

Es ist einfach unglaublich gute Artistik. Es sind drei Stunden süperber Livemusik mit Chora, Keyboard, Jazz- und traditionellen Gesängen. Und fremd wie faszinierend ist die Choreografie des Ivorers Georges Momboye, die etliche Einzeltänzerinnen und -tänzer in perfekte Harmonie bringt, eben ohne die schüttelnden Bewegungen auf europäische Weise zu synchronisieren oder zu uniformieren: André Hellers „Afrika! Afrika!“ ist jetzt auch in Bremen zu erleben.

Die Vorstellung im 2.000-Menschenzelt direkt an der Waller Rolandmühle wirkt keineswegs, als läge die Premiere schon drei Jahre zurück: Sie selbst ist ein „Kontinent des Staunens“ und nennt sich völlig zurecht ein „magisches Zirkusereignis“. Betörend. Betäubend. Und, sie bedient rassistischen Dünkel ebenso wenig, wie eine Aufführung des Cirque du Soleil dazu angetan wäre, sich Kanadiern überlegen zu fühlen.

Betörend, betäubend: Die perfekte Show überdeckt immer die Maschinerie, von der sie betrieben wird. Ja, wie denn, zahlt fließt nicht pro Karte was nach Afrika? Doch, doch. Ein Euro pro Ticket, also von den billigsten Plätzen 3,3, von den teuren 1,01 Prozent, anderthalb Millionen bislang. Die Tänzer bekommen laut Spiegel fast ein Siebtel des branchenüblichen Lohns. Der Rest geht an den Produzenten. Das ist Matthias Hoffmann, 57, männlich, weiß. bes