: Das vorgelesene Referat
Statt der im Münchner Wetterchaos steckengebliebenen Jutta Limbach eröffnete eine Schauspielerin die Bremer Gedenkwoche an den Hitler-Attentäter Georg Elser
taz ■ Wochenlang hatten die rührigen Veranstalter die Werbetrommel gerührt – und dann das: Ex-Bundesverfassungsgerichtspräsidentin Jutta Limbach, die Festrednerin für die Eröffnung der Georg-Elser-Gedenkwoche, sagte zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung ab. Die Witterung erlaube es ihr nicht, von München nach Bremen zu fliegen. Und so hatte Bürgermeister Henning Scherf am Montagabend die wenig angenehme Pflicht, alle Limbach-Fans in der Oberen Rathaushalle zu enttäuschen. Die Scherf-Hintersassen hatten jedoch improvisiert und kurzerhand die Bremer Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide engagiert. Schmeide werde „das Referat von Jutta Limbach vorlesen“, kündigte der Bürgermeister erleichtert an.
In ihrem Text über „Georg Elsers Attentat im Lichte des legalisierten Widerstandrechts“, in dem sie sich über weite Strecken an den Thesen eines juristischen Fachkollegen abarbeitete, würdigte Limbach den Schreiner, der im November 1938 vergeblich versucht hatte, Hitler im Münchner Bürgerbräukeller umzubringen. „Wie häufig machen wir die Erfahrung, dass schlichte Menschen aus dem Volke über ein sichereres Urteil und Wertbewusstsein verfügen als diejenigen, die eine Menge Buchwissen in ihrem Hirn gespeichert haben“, schrieb Limbach. Menschen wie Georg Elser zeigten, dass staatlicher Machtmissbrauch nicht erst dann abgewehrt werden dürfe, wenn es zu spät sei.
Der Pressesprecher der Deutschen Post AG, Karl-Heinz Antelmann, stellte im Anschluss die Elser-Sonderbriefmarke im Wert von 55 Cent vor. Das „Dokument der Zeitgeschichte im Miniaturformat“ werde in einer Auflage von 30 Millionen Marken gedruckt, sagte Antelmann. Noch bis zum Sonntag erinnert Bremen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen an Georg Elser. jox