Rein taktische Gründe?

betr.: „Ausweg nach Pjöngjang“, „Nordkorea fühlt sich unter Druck“, „Südkorea mischt diesmal mit“, taz vom 9. 1. 03

Es erscheint fraglich, ob die harte Haltung Nordkoreas bloß taktischer Natur ist. Materielle Not spielt dabei vielleicht eine Rolle, mehr noch dürfte allerdings die manifeste Bedrohung dieses Staates durch die US-amerikanische Eroberungspolitik ausschlaggebend sein. Wer sich – wie die USA – anschickt, die politische Landkarte global neu zu „ordnen“ (und dabei notfalls en passant auch ganze Länder auszuradieren), darf sich über entsprechende Reaktionen der Betroffenen nicht wundern. Das schnelle, aber halbherzige Einlenken der USA gegenüber Norkdkorea hat hingegen viele eher rein taktische Gründe: erst soll der Irak umgekrempelt werden, danach kämen dann Iran, Nordkorea usw. an die Reihe. Auch Russland und China stehen schließlich auf Bushs Liste „präventiv“ – und atomar – bedrohter Länder.

Es wird sicher ein ganz netter kleiner Spaziergang durch die Weltgeschichte, den die imperialistischen Länder unter Führung der USA jetzt verstärkt unternehmen wollen. Fragt sich bloß, wer dabei – und wie – im Mustopf hängen bleiben könnte.

HEINZ ECKEL, Berlin