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Archiv-Artikel

Dieter Dehm darf in der PDS weitersingen

Der stellvertretende PDS-Chef entschuldigt sich für Spitzel-Affäre – und ist jetzt Stellvertreter von Gabi Zimmers Gnaden

BERLIN taz ■ Sieben Wochen lang hatte Dieter Dehm, Musikmanager, Schlagertexter („Tausendmal berührt“), Theaterautor und nebenbei stellvertretender PDS-Vorsitzender, Zeit, sich um sich selbst zu kümmern. Jetzt darf er sich nach einer Auszeit von seinem Amt wieder dem Niedergang der PDS widmen.

Dehm hatte sich am Montagabend im Bundesvorstand entschuldigt – nicht etwa dafür, dass er nach dem Parteitag in Gera im Oktober den Wachdienst der PDS-Zentrale angewiesen hatte, den ehemaligen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch beim Verlassen des Hauses zu durchsuchen. Dehm entschuldigte sich ausdrücklich nur dafür, dass durch sein Verhalten der Eindruck entstanden sei, er habe Bartsch überwachen lassen wollen. Er kündigte an, mit Bartsch jetzt das Gespräch suchen zu wollen, um langfristig wieder Vertrauen herzustellen. Erst auf Drängen des Vorstandes machte Dehm einen weiteren Kotau. Er bedauerte auch sein Verhalten seit Bekanntwerden der Affäre. Er hatte sich uneinsichtig gezeigt und erst nach innerparteilichem Druck im November sein Amt vorübergehend niedergelegt.

Damit beendet die PDS-Spitze eine Affäre, die nach der Niederlage bei der Bundestagswahl und den anschließenden Machtkämpfen die Partei weiter in eine fatale Beschäftigung mit sich selbst getrieben hatte. Vordergründig setzte sich Parteichefin Gabi Zimmer gegen Dehm durch – er ist jetzt nur noch ein Stellvertreter von ihren Gnaden. Noch kurz vor der gestrigen Sitzung sagte sie, Dehm müsse signalisieren, dass es ihm nicht um Rechthaberei und Rehabilitierung gehe. „Die PDS ist niemandes Beute“, sagte sie. Tatsächlich jedoch hat Zimmer den offenen Bruch mit Dehm gescheut. Sie war sich nicht sicher, im Vorstand die notwendige Zweidrittelmehrheit für seine Abwahl zu bekommen. JENS KÖNIG