: Eine Lobby vom Acker bis zur Ladentheke
Der „Bund ökologischer Landwirtschaft“ hat in Berlin seine Geschäftsstelle eröffnet. Der Verband beschäftigt sich unter anderem mit dem Schutz des ökologischen Anbaus vor Verunreinigungen mit genmanipulierten Pflanzen
Dass sich Wirtschaftsbereiche zu Lobbyverbänden zusammenschließen, ist nichts Ungewöhnliches. Die Atomwirtschaft tut’s, die deutsche Industrie und auch das Handwerk. Das Ziel dieser Zusammenschlüsse ist immer das gleiche: Die eigenen Interessen werden gebündelt, um schlagkräftig damit Politik zu machen. Oder anders: Einfluss auf die zu nehmen, die die politischen Rahmenbedingungen setzen.
Der illustre Kreis von Verbänden wurde im Sommer um den „Bund ökologischer Landwirtschaft“ (BÖLW) erweitert, der kürzlich in Berlin seine Geschäftsstelle eröffnet hat. Gegründet wurde der Bund von Vertretern der Ökolandbauverbände, der ökologischen Lebensmittelverarbeitung und des Handels. Mit der Gründung sei es gelungen, die gesamte Wertschöpfungskette „vom Acker bis zur Ladentheke“ in einem Verband abzubilden: Von der Erzeugung über die Verarbeitung bis zum Handel sitzen alle an einem Platz unter dem Dach von BÖLW.
Entsprechend sieht die Mitgliederliste von BÖLW aus: Neben Bioland oder Demeter gehören zum Beispiel der Bundesverband Naturkost, Naturwaren, Herstellung und Handel sowie der Bundesverband Deutscher Reformhäuser als Mitglieder dem Verband an.
Ein zentrales Thema, das BÖLW auch in der nächsten Zeit beschäftigen wird, ist die Frage, wie Produkte aus ökologischem Anbau sich vor Verunreinigungen mit genmanipulierten Pflanzen schützen lassen. Werden die Felder von Biobauern etwa durch benachbarte Anbauflächen, die mit genmanipuliertem Saatgut betrieben werden durch Pollenflug kontaminiert, hat der Ökobetrieb bislang noch keinen gesetzlichen Anspruch auf Schadenersatz (siehe auch Seite VI).
„Wenn es zu einer Verunreinigung durch genmanipulierte Pflanzen kommt, ist das heute ein rechtsfreier Raum“, sagt Peter Röhrig, Referent für Landwirtschaft bei BÖLW. Im Moment gebe es keine „greifbaren Bemühungen“, etwa aus der Saatwirtschaft oder der Politik, ein verbindliches Verfahren zu entwickeln. Und das, obwohl großer Handlungsbedarf bestehe. Eine Ursache liege darin, dass „das Problembewusstsein noch nicht besonders groß ist“, so Röhrig. Durch Gentech verunreinigte Produkte sind allerdings nicht allein ein Problem der Ökolandwirtschaft, glaubt der Landwirtschaftsreferent: „Damit haben auch konventionell arbeitende Betriebe zu tun.“
Doch für die ist wohl in erster Linie der Deutsche Bauernverband zuständig, mit dem der BÖLW ein „kooperatives Verhältnis anstrebt“, wie Hauptgeschäftsführer Werner Witting unterstreicht. Dass es durchaus Unterschiede zur mächtigen Lobbyorganisation der deutschen Bauern gibt, fasst Witting so zusammen: „Wir arbeiten da zusammen, wo es möglich ist, und grenzen uns ab, wo es nötig ist.“ FABIAN ZAMORRA
Informationen des „Bunds ökologischer Landwirtschaft“ stehen im Internet unter www.boelw.de