: Rosarote Zeiten bei Opel
Der Automobilhersteller halbiert den Bilanzverlust von 2001, schreibt aber immer noch 350 Millionen Miese. Nachhaltigkeitsstrategie soll den Erfolg zurückbringen
RÜSSELSHEIM taz ■ Von Tiefrot zu Rosarot. Ist das schon eine Erfolgsbilanz? Die Adam Opel AG in Rüsselsheim jedenfalls wertet die sich blasser als im Vorjahr darstellenden roten Zahlen in der Bilanz für 2002 schon als Trendwende. Tatsächlich gelang es dem Unternehmen der General-Motors-Gruppe (USA) unter der Regie des deutschen Vorstandsvorsitzenden Carl P. Forster, den Rekordverlust von 2001 von knapp 700 Millionen Euro glatt auf 350 Millionen Euro zu halbieren. Und weil auf dem Weg zur vollständigen Konsolidierung bis Ende 2003 der prognostizierte Bilanzverlust von bis zu 450 Millionen Euro um 100 Millionen Euro unterschritten wurde, klopfen sich in der Konzernzentrale am Main Vorstandsmitglieder und Betriebsräte gegenseitig auf die Schultern. Immerhin können sie zusätzlich darauf verweisen, dass sie sämtliche Schulden getilgt haben.
Ärger gab es nur im Motoren- und Teilewerk in Kaiserslautern. Dessen Zukunft hatte Forster vor einigen Tagen laut in Frage gestellt – und war dafür von den Betriebsräten dort ebenso laut gerüffelt worden. Schließlich hatten sie vor rund einem Jahr von Forster selbst noch eine „Bestandsgarantie“ für das Werk in der Pfalz zugesagt bekommen.
Erreicht wurde die rosa Zahl in der Bilanz durch Einsparungen bei Materialeinkauf – und Stellen. Nach dem Rekordverlust 2001 hatte Opel das Sanierungskonzept „Olympia“ aufgelegt. Rund 2.500 Arbeitsplätze fielen dem zum Opfer. Und auch in den Details war das Sparprogramm rigide, ein Streichkonzert, das auch das traditionsreiche Werksorchesters nicht verschonte. Es wurde schlichtweg aufgelöst. Und die Pensionäre bekamen zu Weihnachten nicht einmal mehr Grußkarten.
Trotz guter Verkaufszahlen für den neuen Vectra sank der Marktanteil von Opel in Deutschland erneut: von 11,9 Prozent im Jahr 2001 auf 10,5 Prozent im vergangenen Jahr. Und auch in Europa konnte Opel seinen einstigen Spitzenplatz bei den Marktanteilen noch nicht wieder zurückerobern. Volkswagen führt in Europa aktuell die Rangliste an, gefolgt von der PSA-Gruppe (Peugeot und Citroën).
Trotzdem sieht Forster sein Unternehmen schon in diesem Jahr wieder in der Gewinnzone. Dabei setzt er auch auf die neuen Modelle, die 2003 noch auf den Markt kommen sollen. Ein Nachfolger für den Astra soll dem Golf von VW Konkurrenz machen und ein neuer kleiner Van kleine Geldbeutel öffnen.
Daneben scheint sich Opel wieder auf seine Tradition in Sachen Umweltschutz zu besinnen. Schließlich baute das Unternehmen einmal als erstes serienmäßig Katalysatoren in seine Autos ein. Opel geriert sich heute in Deutschland als Pionier beim Bau von mit Erdgas betriebenen Motoren für den Zafira und den Astra Caravan. Allerdings mangelt es hierzulande – im Gegensatz etwa zu Italien – noch an einem dichten Erdgas-Tankstellennetz. Und Opel wird im Februar einen Astra mit einem neu entwickelten Dieselmotor präsentieren, der schon heute die erst 2005 in Europa zur Pflicht werdende „Euro-4-Norm“ erfüllt. Opel-Vorstandsmitglied Klaudia Martini, die einmal Umweltministerin in Rheinland-Pfalz war: „Für uns ist nachhaltige Unternehmenspolitik die Grundlage für dauerhaften wirtschaftlichen Erfolg.“ Von „exotischen Sparmodellen mit teurer Technologie in kleinen Stückzahlen“ hält Martini nichts. Die Nachhaltigkeitsstrategie müsse „im Einklang mit den Kunden“ stehen. Denn „das beste umweltverträgliche Auto ist sinnlos, wenn es die Käufer nicht akzeptieren“, so auch Opel-Technikvorstand Hans Demant.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT