: Logistik aus dem Pfälzer Wald
8.000 US-Soldaten sind in dem kleinen Ort Baumholder stationiert, um von dort aus US-Truppeneinheiten in ganz Europazu unterstützen. Die GIs blicken auf eine „ruhmreiche Geschichte“ zurück. Dritter Teil der taz-Serie „Stützpunkt Deutschland“
von KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
Baumholder. Der Name der kleinen Verbandsgemeinde im Pfälzer Wald an der Grenze zum Saarland ist in den Vereinigten Staaten sicher bekannter als in Deutschland. Von 1951 bis in die späten 90er-Jahre hinein lebten dort permanent rund 20.000 US-amerikanische Soldaten mit ihren Familien. Momentan sind in Baumholder jedoch nur noch 8.000 Soldaten stationiert.
Ursprünglich gehörten die GIs mehrheitlich der 1st Armored Division innerhalb des V. Corps der US-Streitkräfte in Europa an. Das sind die legendären „Old Ironsides“. Diese Infantristen mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen waren im Zweiten Weltkrieg an der Landung der Alliierten an der normannischen Küste (Omaha Beach) beteiligt, befreiten Nordfrankreich und Belgien von der Hitlerarmee und kämpften sich danach bis an die Elbe durch (Torgau). Es war ein Kommandant der „Old Ironsides“, der dort kurz vor Kriegsende einen Sowjetoffizier mit Handschlag begrüßte.
Die Division kennt auch den Wüstenkrieg. „Old Ironsides“ kämpften in Nordafrika gegen NS-General Erwin Rommel – und 50 Jahre später im Golfkrieg von US-Präsident George Bush senior gegen die Truppen Saddam Husseins. Eine Einheit – von einer Soldatin geführt – wurde vier Jahre nach dem Golfkrieg von US-Präsident Bill Clinton extra belobigt. Sie hatte in einer Wüstenschlacht 400 feindliche Panzer „kampfunfähig gemacht“ und selbst nur einen einzigen Panzer verloren.
Der Kriegsdienstverweigerer Bill Clinton besuchte in seiner achtjährigen Amtszeit als US-Präsident nur einen einzigen Standort von US-Truppen in Europa: Baumholder. Und 5.000 GIs sangen zu seinem Empfang vor dem Theater der Community Bruce Springsteens: „Born in the USA!“ Die „ruhmreiche Geschichte“ des Bataillons lässt sich in einem Museum in Baumholder besichtigen.
Im Jahre 2001 wurde das Headquarter der 1st Armored Division von Baumholder nach Wiesbaden verlegt. Die verbleibenden Soldaten gingen in dem neu gebildeten 222d Base Support Battalion (BSB) auf, das auf die Organisation von Truppentransporten „zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ spezialisiert ist. Wichtige Basen der US-Airforce überall in Europa werden im Konfliktfall darin unterstützt, ihren Friedensbetrieb auf Krieg umzustellen: Dazu gehört Beratung, aber auch die Versorgung mit Material und Soldaten.
Auf der Airbase Incirlik in der Türkei sollen sich Offiziere des Bataillons schon einmal umgesehen haben. An der Grenze zum Nordirak gelegen, wird dieser Base bei einem eventuellen Angriff auf Saddam Hussein und seine Truppen entscheidende Bedeutung zukommen. Eine Luftbrücke für Soldaten, Kriegsmaterial und Hilfsgüter zwischen Deutschland und der Base in der Türkei gab es bereits während des Krieges gegen die Taliban: Ramstein – Incirlik. Von Baumholder nach Ramstein ist es nur ein Katzensprung für das Bataillon.
Dass gerade die erfahren GIs nicht begeistert in einen Irakkrieg ziehen würden, glaubt man in der Verbandsgemeinde Baumholder zu wissen. Ein älterer Gastwirt, der mit GIs im deutsch-amerikanischen „Gun Club“ gerne auf Scheiben schießt und mit ihnen Bier aus Stiefeln trinkt, erzählt jedenfalls, dass sich vor allem die Veteranen noch immer ärgern würden – über die verpasste Chance im ersten Golfkrieg, das Thema Saddam endgültig zu erledigen. Acht Wochen lang hätten sie vor Bagdad untätig in ihren Zelten herumliegen müssen und seien dann überraschend abgezogen worden. Dass ihr Präsident auf eine Entmachtung Husseins verzichtete, „das haben viele GIs bis heute nicht verstanden“, sagt der Wirt.
Bush senior genieße bei den „Ironsides“ deshalb nicht gerade den besten Ruf. Doch sollte sie Bush junior rufen, wird wieder das Motto der „Ironsides“ aktuell: „Right man, right place, right order, right on!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen