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Archiv-Artikel

Space Park? Jedenfalls nicht im Mai

Die grüne Oppositions-Politikerin Helga Trüpel entlockt dem Bremer Wirtschaftssenator erstaunliche Bekenntnisse zum Thema Space Park: Heute würde er das Projekt nicht mehr anfangen, deutet Hattig an. Und mit einer Eröffnung im Mai rechnet er nicht

Ob man „aus heutiger Sicht das Space Park-Projekt erneut auflegen“ würde?

taz ■ „Das Leben von Unternehmen ist immer ungewiss“, mit dieser erbaulichen Erkenntnis erheiterte Bremens Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) gestern die Abgeordneten der Bürgerschaft. Anlass war eine Nachfrage der grünen Oppositionspolitikerin Helga Trüpel. Die wollte nämlich von ihm wissen, wie er seine eigenen großen Worte über die Leistungen der Köllmann-AG heute bewerte, nachträglich sozusagen. Eigentlich ging es um den Stand der Dinge beim „Fortführungskonzept“ für das Bremer Vorzeigeprojekt.

Nach den schriftlich vorbereiteten Antworten des Senats sollte und wollte Hattig eigentlich gar nichts sagen. Ob der Space Park wie geplant im Mai eröffnet werde? Das sei Sache der privaten Betreiber, las Hattig brav vor.

Helga Trüpel bohrte ebenso freundlich wie penetrant nach, und ganz offensichtlich wollte Hattig ihr nicht nur die kalte Schulter zeigen. Auch wenn es Sache der privaten Betreiber sei – er persönlich, räumte Hattig nach der vierten Nachfrage ein, gehe nicht davon aus, „dass der Mai-Termin zu halten ist“. Die höchst kompetente „Allianz Center Management GmbH“ bemühe sich inzwischen, für das in Beton gegossene Einkaufszentrum Mieter zu finden, da würden sich „Verzögerungen ergeben“. Denn „die Vermarktung hat Vorrang vor Eröffnungsterminen“.

Das geht allerdings schon seit Jahren so. Zunächst sollte die Köllmann-AG als professioneller Projektentwickler für die Mieter sorgen. Dann wurde die US-amerikanische Mills Corporation ins Spiel gebracht. Schließlich hat im vergangenen Jahr die Allianz/Degi ihre eigene Tochterfirma mit der undankbaren Aufgabe betraut – bislang ebenso ohne vorzeigbares Ergebnis.

Helga Trüpel war gnadenlos in ihren Nachfragen. Sie entlockte dem Senator noch ein anderes Geständnis: Es sei zu „diskutieren“, ob man „aus heutiger Sicht ein solches Projekt erneut auflegen“ würde. Die Situation des Einzelhandels habe sich eben verändert in den letzten fünf Jahren und verlange heute eine „distanzierte Bewertung“.

Aber „da wir nun mal unterwegs sind“ – was solle man machen. Diese Frage sei im letzten Jahr in den Verhandlungen entschieden worden. Er habe in seinem beruflichen Leben nie so schwierige Verhandlungen geführt. Das Wort Risikobewertung – es dürften 15 Millionen Euro sein – müsse man für private Unternehmen übersetzen mit „Abschreibungsbedarf“. Zwei Mal hat die Degi den Wert der Space-Park-Immobilie im Degi-Grundwertefonds nach unten berichtigt. Aber das sei nun geschehen, und: „Was hilft es, die Probleme so zu addieren, dass wir entscheidungsinkompetent werden?“

Aber, wollte Helga Trüpel wissen, was ist mit dem Kredit über 24 Millionen DM, mit dem der Wirtschaftssenator 1999 Köllmanns „Space Park Development“ geholfen hat und für den Köllmann nie Zinsen zahlte? Sieht Bremen das Geld wieder?

Für die Summe inklusive aufgelaufener Zinsen soll Bremen Köllmanns Anteile (10 Prozent) an der „Space Park KG“ bekommen, also der Gesellschaft, der das Betonwerk gehört. Allerdings, erklärte Hattig, sei derzeit ein Gutachten zu der Frage in Auftrag gegeben, ob der Gegenwert überhaupt der aufgelaufenen Summe entspricht. „Dieses Gutachten warte ich ab.“

Hier schließt sich der Kreis allerdings: Entscheidend für den Wert des Bauwerks ist die Frage, ob es als Einkaufszentrum vermietet werden kann. Irgendwann rutschte Hattig der Halbsatz heraus: „Wenn es überhaupt zu einer Lösung kommt.“

Klaus Wolschner