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Archiv-Artikel

Jetzt geht‘s endlich los

Offshore-Windparks in der Nordsee: Butendiek erhielt im Dezember eine Vollgenehmigung. Weitere Genehmigungen außerhalb der 12-Meilen-Zone werden noch in diesem Jahr erwartet

Nachdem der Offshore-Bürgerwindpark Butendiek aus Husum im Dezember 2002 als erstes Unternehmen überhaupt eine Vollgenehmigung für den Bau eines Windparks in der deutschen Nordsee erhielt, ist in der hiesigen Windkraftbranche Euphorie ausgebrochen. Noch in diesem Jahr erwarten Windkraftexperten weitere Genehmigungen außerhalb der 12-Seemeilen-Zone durch das zuständige Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg.

Ganz oben auf der Antragsliste, in der sich mittlerweile 24 Nordsee- und 6 Ostseeprojekte wiederfinden, stehen die Offshorepläne der Winkra-Energie GmbH aus Hannover und der Amrum Bank West GmbH, hinter der die Eon-Tochter Energy Projects sowie die Offshore Rennert GbR des niedersächsischen Windkraftplaners Ingo Rennert stehen. „Wir haben im Februar noch mal einen Termin in Hamburg, danach hoffen wir eigentlich, die Genehmigung zu bekommen“, sieht Rennert durchaus optimistisch in die Zukunft. Er rechnet fest damit, dass der von ihm mit geplante 400 Megawatt (MW) große Windpark 35 Kilometer südwestlich von Amrum spätestens im Sommer genehmigt ist.

Ähnliches erhoffen sich auch die Projektentwickler von der hannoverschen Winkra, die gleich mit 1.000 Megawatt ins Nordseegeschäft gehen wollen und eng mit der Amrum Bank West GmbH sowohl hinsichtlich des Standortes als auch der Anlagengröße (5 MW) sowie der Kabelanbindung ans Festland zusammenarbeiten. So ist das Genehmigungsverfahren für beide Projekte konsequenterweise gemeinsam im Juni 2001 eröffnet worden. Der Windstrom soll nach den Vorstellungen der Planer schon ab 2006 ins Netz eingespeist werden. Dies geschieht mit einem Umspannwerk auf hoher See, das über ein Seekabel direkt mit dem Atomkraftwerk Brunsbüttel verknüpft wird und damit auf die deutliche Handschrift von dem im Hintergrund agierenden Energieriesen Eon hinweist. Technisch seien Installation und Netzanbindung „kein Problem“, zeigt sich Ingo Rennert über die Machbarkeit des Großprojekts voll überzeugt, „viel schwieriger ist es, eine Genehmigung zu erhalten“.

In der Tat muss jeder Offshoreprojektierer für seinen Standort der Genehmigungsbehörde BSH ein technisch wie umweltverträglich schlüssiges Konzept vorlegen. Aspekte wie Landschaftsplanung und Tourismus, Trassenführung, Risiken für die Schifffahrt, Fischerei und vor allem der Einfluss der Windkraftanlagen auf die Vogel- und Meereswelt werden kritisch beleuchtet.

Auch das im Dezember genehmigte 240 MW große Offshoreprojekt Butendiek hat eine aufwändige Umweltverträglichkeitsprüfung im Bereich seines Planungsgebiets erarbeiten lassen, unter anderem mit einer zeitintensiven Vogel- und Schweinswalzählung. Trotzdem gab es heftige Kritik von Sylter Bürgern und von Naturschutzverbänden, die den Standort innerhalb einer vom Status immer noch nicht geklärten so genannten Important Bird Area (IBA) kritisieren. Dagegen unterstrich Butendiek-Geschäftsführer Wolfgang Paulsen nach der Erteilung der Baugenehmigung noch einmal die Vorteile des umweltverträglichen Standorts 34 Kilometer westlich vor Sylt: „Nicht zu tiefe Wasserstände, vertretbare Küstenentfernung und bewährte Anlagentechnik waren für uns immer unverrückbare Kriterien der Planungen.“

Bevor mit den Bauarbeiten der 80 Anlagen mit je 3 Megawatt großen Bürgerwindparks in der Nordsee begonnen wird – voraussichtlich gegen Ende 2004 –, müssen die beteiligten 8.400 Kommanditisten ihre 20.000 Risikoanteile von 250 Euro auf 5.000 Euro aufstocken. Mit einer Eigenkapitaldecke von dann 100 Millionen Euro will das Husumer Unternehmen das insgesamt 400 Millionen Euro schwere Gemeinschaftsprojekt zielstrebig voranbringen. Damit ist Butendiek das größte Wirtschaftsvorhaben, das jemals in der Geschichte des strukturschwachen Landkreises Nordfriesland angepackt wurde. DIERK JENSEN