: Tristesse in Lübeck
70 Rechte marschieren durch Stadtteil Kücknitz. Gegenbündnis empört über Erlaubnis des Aufmarschs
An die 250 Menschen protestierten am Samstag unter dem Motto „Kücknitzer gegen Rechts“ gegen den rechten Aufmarsch des Bündnisses „Nationale Sozialisten“ in den Lübecker Vorort. Jörn Puhle vom SPD-Ortsverein Roter Hahn hob dabei hervor, das die Neonazis das „erklärte Ziel verfolgen, die NSDAP wiederzugründen“. Wer dieses Ziel verfolge, so Rolf Martin, Pastor in Kücknitz, könne sich nicht auf die „Meinungsfreiheit“ berufen. „Das Nazibündnis hätte gar nicht erst zur Kommunalwahl am 2. März zugelassen werden dürfen“, betont auch Christoph Kleine vom Bündnis gegen Rassismus.
Auf den Vorwurf hatte Lübecks SPD-Bürgermeister Bernd Saxe bereits bei der Zulassung reagiert. „Wir entscheiden ausschließlich nach formalen Kriterien“. Das Programm offenbare die eindeutige Wesensgemeinschaft mit der NSDAP, meint dagegen Kleine. „Die Innenbehörde hätte sofort handeln müssen.“
Kaum rückte am Samstag der Aufmarschtermin der Neonazis näher, versuchten etwa 100 Antifas, zum Kundgebungsort der Rechten zu gelangen. Ohne Erfolg. Mit mehreren Einsatzzügen hatte die Polizei die Naziroute durch den Stadtteil abgesperrt. Mit der Parole „Nationaler Sozialismus schafft Arbeitsplätze“ zogen etwa 70 UnterstützerInnen des rechten Bündnisses um ihre Gründer Jürgen Gerg und Jörn Lemke durch die Straßen. Nur hin und wieder riefen AnwohnerInnen oder AntifaschistInnen, die sich an Polizei und Wasserwerfern vorbeibewegen konnten, „Nazis raus“. Andreas Speit