anschlussförderung : Noch eine Schlappe
Es mag ja sympathisch sein, wenn ein Politiker hartnäckig um seine Position ringt, letztlich aber klein beigeben muss. „Guck mal“, sagen die Leute dann mitleidsvoll, „der hat zwar nichts zu melden, aber der setzt sich für einen ein.“ Bei Peter Strieder wären solche Worte der Zeitpunkt, zusammenzupacken.
Kommentarvon STEFAN ALBERTI
Denn wenn Strieder sich in seinem Kerngebiet nicht durchsetzen kann, wie jetzt beim Thema Anschlussförderung, hat das eine ganz andere Qualität als bei einem Hinterbänkler. Der Dienstälteste, der Supersenator für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr, der Mann, der Rot-Rot zimmerte und gern Kalif anstelle des Kalifen geworden wäre – so einer darf sich nicht einfach so abmeiern lassen.
Umso weniger als Parteichef. Einen Verlierer an der Spitze kann sich die SPD nicht leisten. Und es ist nicht die erste Schlappe: Als Kandidat zum Bundesvorstand fiel er 2001 durch, Senator wurde er erst im zweiten Wahlgang.
Strieder hat offenbar völlig das politische Gespür gefehlt. Gerade als Parteichef hätte er die Niederlage absehen und ihr ausweichen müssen. Die Sache ist umso peinlicher, weil selbst seine jetzt durchgefallene Variante für ihn einen Kompromiss bedeutet hätte.
Er ist angeschlagen, auch wenn er das natürlich ganz anders sieht. Parteifreunde sprechen ihm starke Nehmerqualitäten zu, einstecken könne er. Doch anders als ein Boxer à la Rocky, der sich über zehn Runden verdreschen lässt und doch gewinnt, ist für Strieder kein Sieg in Sicht, für den sich die immer neuen Prügel lohnen würden. Es bleibt abzuwarten, wie lange seine Leidensfähigkeit nach der jüngsten Schlappe noch währt.