Weiss mit Flierl im Opernduett

Kulturstaatsministerin: Flierl hat klares Modell zur Opernstrukturreform entwickelt, Bund will sich finanziell an Stiftung beteiligen. Jonas: Sarrazin ist „Kulturbanause“

Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) hat am Sonntag im Chor zum Erhalt der drei Berliner Opernhäuser ganz deutlich Brustton gezeigt. Sie unterstütze sowohl das von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) erarbeitete „Modell“ zur Opernstrukturreform als auch eine Beteiligung des Bundes bei der Finanzierung der hauptstädtischen Musikbühnen, sagte Weiss der Welt am Sonntag. Auch der Vorsitzende der Deutschen Opernkonferenz, Sir Peter Jonas, sprach sich am Wochenende gegen eine Schließung und für die Fortführung der Staatsoper, der Deutschen und der Komischen Oper als selbstständige Häuser aus. Die Pläne von Finanzsenator Thilo Sarrazin, eine Bühne aus Kostengründen dichtzumachen, lehnte Jonas ab. Sarrazin sei ein „Kulturbanause und Philister“ ohne Sinn für die Kultur in der Hauptstadt.

Nach Ansicht von Weiss habe Flierl ein „klares Modell entwickelt“, das zum Erhalt der Berliner Opernlandschaft sowie deren Reform beitrage und ihre Unterstützung finde. Danach sollten die „drei Opernhäuser in drei GmbHs“ umgewandelt werden, „dazu soll es eine Service-GmbH und eine Ballett-GmbH geben“. Zugleich müsse eine Debatte über die Organisation einer künftigen„Stiftung als flaches Dach“ geführt werden, die den Opern vorstehe und „personalpolitische Vorteile“ mit sich brächte, betonte die Staatsministerin. „Effektiv“ nannte sie das Modell auch darum, weil die „Entscheidungsfähigkeit“ dort bleibe, „wo die künstlerische Kompetenz ist – nämlich bei den Intendanten“.

Flierl will sein Reformkonzept in den kommenden Wochen dem Senat und der Öffentlichkeit präsentieren. In der Vergangenheit war mehrfach gefordert worden, eines der drei Häuser wegen zu hoher Subventionen (insgesamt 115 Millionen Euro) und aufgeblähter, unflexibler sowie kostenintensiver Strukturen zu schließen. Der Senator hatte nach Gesprächen mit den Intendanten aber Schließungen abgelehnt, vorausgesetzt die Opern beteiligten sich am Prozess einer Verschlankung und am Sparkurs. Außerdem sollte der Bund Berlin unter die Arme greifen.

Weiss hat dieses Engagement für die Opern jetzt in Aussicht gestellt. „Voraussichtlich wird sich der Bund an einer Anschubfinanzierung für die geplante Opernstiftung beteiligen“, sagte sie. In welcher Höhe, hänge von ihrer Finanzausstattung ab und müsse im Hauptstadtkulturvertrag geregelt werden. Im Unterschied zu Weiss hatten andere Bundespolitiker, darunter die Vorsitzende des Kulturausschusses, Monika Griefahn (SPD), dies abgelehnt.

Für den Erhalt aller Standorte plädierte auch noch einmal Jonas, der zwischen Senat und Bühnen moderiert hatte. Schließung sei „keine Lösung“. Der „Kulturbanause“ Sarrazin müsse umdenken. ROLF LAUTENSCHLÄGER