: Im Teich statt im Chlorbad planschen
Weil eine Verkleinerung des Stadionbades droht, denkt der Beirat Mitte/Östliche Vorstadt jetzt „kühner“. Ein aus Grundwasser gespeistes „Flussbad“ soll her. Damit ließe sich nicht nur Geld sparen – die Fläche wäre auch ganzjährig zugänglich
taz ■ Toll wäre es, dort im Oktober picknicken zu können. Oder sogar im Winter dort Schlittschuh zu laufen. Das findet zumindest Gitta Wegener, Sprecherin des grünen Kreisverbands Mitte/Östliche Vorstadt. Reinhard Werner, Sprecher der SPD im Beirat, sagt auch, das sei ja alles „positiv“. Aber: Derzeit müsse man noch verdammt „vorsichtig“ agieren. Aus dem „Flussbad am Weserstadion“ könne nur etwas werden, wenn die Idee Resonanz in der „Bevölkerung“, vor allem bei den Jungen, finde. Und, wenn die Stadt das Projekt nicht zum Anlass nehme, sich aus der finanziellen Verantwortung zu stehlen.
Fest steht: Mit dem Stadionbad muss etwas passieren. Die Umkleidekabinen sind abgeschraddelt, die Kacheln der Schwimmbecken arg ramponiert. Stellenweise leckt es, Chlorwasser sickert ab. Deshalb gibt es das Bäderkonzept. Nach ewigen Kämpfen hat sich die Koalition im Oktober 2001 durchgerungen, in die Bremer Hallen- und Freibäder zu investieren – anstatt sie weiter verrotten zu lassen.
Derzeit wird das Schwimmbad in der Neustadt zum Spaßbad umgebaut, bald ist das Schwimmbad in Walle dran, 2004 soll das Stadionbad renoviert werden. Dabei werden die Kinderplanschflächen um 1.000 Quadratmeter verkleinert, eine Blechwanne soll die morschen Kacheln verkleiden.
Der Beirat Mitte/Östliche Vorstadt will da „kühner denken“, wie Ortsamtsleiter Robert Bücking betont – und wirft deshalb jetzt die Idee ins Rennen, aus dem ältlichen Stadionbad ein modernes, ökologisches und nicht nur wenige Monate im Jahr zugängliches „Flussbad“ zu gestalten. „Diese enorm wertvolle Fläche liegt einen Großteil des Jahres hinterm Zaun“, sagt Bücking, der das Konzept am 25. Februar in einem Hearing der Öffentlichkeit vorstellen will.
Den Rahmen steckte er gestern in einer Veranstaltung des kommunalpolitischen Arbeitskreises der Grünen ab, Details will Bücking erst im Hearing verraten, weil Politik und Kiez eingebunden werden sollen.
Das „Flussbad“ wird nicht wie der Unisee oder wie die Bucht am Café Sand. Vielmehr soll es sich zur ganzjährig benutzbaren Freizeitfläche fürs Viertel mausern – ähnlich wie die so genannten „Naturbadeteiche“, von denen es in Niedersachsen laut Bücking schon 30 Stück gibt.
Die Planungen der Projektentwickler sehen derzeit von der Weser abgetrennte Badeteiche auf der Fläche des Stadionbades vor. Das Wasser soll allerdings nicht aus der Leitung, sondern aus Brunnen kommen, die sich aus dem Grundwasser unterhalb des Bades speisen – größtenteils Weserwasser.
Eine Untersuchung der Stadtwerke habe ergeben, dass die Sandbänke an der Weser wie Filter wirkten, sagt Bücking. Mit etwas Aufbereitung hätte das Wasser „Trinkwasserqualität“. Dadurch werde der Betrieb deutlich günstiger. Bücking: „Man muss das Wasser nicht mehr teuer kaufen und verchloren“. Einen Sprungturm könnte es weiterhin geben. Bücking: „Auch ein Badeteich kann vier oder fünf Meter tief sein.“
Außerhalb der Badesaison – und das ist der eigentliche Clou des „Flussbades“ – ließe sich das Gelände als Spielplatz oder mehr nutzen. Bücking: „Man geht an der Weser Spazieren und fragt sich: Ist das da eigentlich gut gefügt?“ Falls sich alle Beteiligten auf den Vorschlag einigen, könnte das Ökobad schon bald Wirklichkeit werden. Bücking: „Der Umbau könnte zum gleichen Zeitpunkt beginnen wie bislang geplant, also 2004.“
Kai Schöneberg