künstler, kult etc.
: Superstructures

Das können sie, die Superbimbos, also die Generaldirektoren, Vorstandsvorsitzenden, Vizekonsuln und Chefs von irgendwas: Superstructures bauen, Super Wall Street, Super Airport und Megamuseum. Leider, aber erwartbar, können sie die Superstructures dann nicht managen. Logistik? Was war denn das noch mal? Und wer ist Opfer ihres Treibens? Natürlich ich, wer sonst. Dank New Economy und Finanzmarkt verliere ich Millionen, dank Schiphol meinen Koffer und dank der Staatlichen Museen zu Berlin meine Seelenruhe.

„Der Kult des Künstler“ heißt die Superstructure, die nicht nur eine große Beuys-Retrospektive beinhaltet, sondern parallel dazu auch noch „Celebreties. Andy Warhol und die Stars“ beleuchtet, wie sie „Hans von Marées – Sehnsucht nach Gemeinschaft“ untersucht und überhaupt die „Künstlermythen des 19. Jahrhunderts“ unter dem Titel „Im Tempel der Kunst“. Dazu stellt man fest, dass sich der Künstler ganz allgemein, ob im 19. oder im 20. Jahrhundert, „nicht jeden Tag ein Ohr abschneiden kann“, was wir verstehen, schon mangels Masse. Obwohl, vielleicht sprechen wir ja vom nachwachsenden Superohr. Aber eigentlich soll es um die „Dekonstruktion des Künstlermythos“ gehen, bevor es ab dem 28. Oktober wieder heißt „Unsterblich! Der Kult des Künstlers“ und uns zeitgleich „Giacometti, der Ägypter“ präsentiert wird – neben dem „Universum Klee“ und „Jeff Koons. Celebration“. Wer hier noch den Durchblick behält, soll sich doch bitte dringend bei mir melden!

Die einzige Erkenntnis, die mir dieses Festival der unbegrenzten Kombinationsmöglichkeiten beschert hat: Der Superevent ist in seiner Anlage genauso konfus und großzügig wie es dem Charakter des Herrn über die Staatlichen Museen zu Berlin entspricht, der sich damit in den Ruhestand verabschiedet. Wie Peter-Klaus Schuster das hingekriegt hat! Dass er nicht nur einmal, sondern gleich zehnmal eine seiner berühmt-berüchtigten Eröffnungsansprachen halten kann! Noch einmal richtig in Schusters mäandernden Auslassungen zu baden, bevor die mageren Jahre drohen, darauf freu ich mich wirklich.

BRIGITTE WERNEBURG