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Archiv-Artikel

Betr.: Serie „Vor 70 Jahren“, taz hamburg vom 25./26. Januar 2003

Vermutungen

Mit Interesse habe ich euren ersten Artikel zum Thema Hamburg im NS in der Samstagsausgabe gelesen. Da ich zum Thema Abstimmungen im NS forsche und ihr ein Foto aus St. Pauli mit der Bildunterschrift „vermutlich vor der Hamburger Bürgerschaftswahl im April 1932“ abgedruckt habt, hier einige Vermutungen.

Bei den Wahlen in der Weimarer Republik haben die Parteien i. d. R. mit „Wählt Liste 1,2,3,... „ geworben oder mit „Wählt NSDAP“ etc. Die Parole „Alle Ja!“ deutet darauf hin, dass es sich bei dem Foto um einen späteren Zeitpunkt handelt, nämlich um eine Abstimmung im NS. Das hieße entweder im November 1933, im August 1934 oder im April 1938. Die Reichstagswahl 1936 fällt ebenfalls raus, da dort nicht mit solchen Parolen geworben wurde, denn es gab schließlich keine Alternative zur Staatspartei und dementsprechend nur einen Kreis auf dem Wahlzettel.

Lediglich zu den drei Volksabstimmungen wurde mit Parolen wie „Deine Stimme dem Führer!“ oder „Alle stimmen mit JA!“ u. ä. m. Propaganda gemacht.

Meines Erachtens käme am ehesten die Volksabstimmung am 19. August 1934 – faktisch die Abstimmung zur Übernahme der Reichspräsidentenvollmachten auf Hitler – in Frage. Dafür spricht auch, dass im November 1933 zwei Abstimmungen parallel stattfanden und 1938 mit dem sog. Anschluss Österreichs i. d. R. deutlicher auf diese hingewiesen wurde (...)

Frank Omland