: Die Drehscheibe für Bushs Luftstreitkräfte
Über die Rhein-Main-Airbase läuft der Truppentransport der USA an den Golf. Teil 4: US-Stützpunkte in Deutschland
FRANKFURT taz ■ Kommt es zu einem Golfkrieg II, werden wieder gewaltige Schatten über diese Region huschen: Die Rhein-Main-Airbase im Süden des internationalen Frankfurter Flughafens. Wie schon 1991, im ersten Golfkrieg, fliegen dann C-17 Globemaster und C-5 Galaxy ein. Das sind die gigantischen Transportmaschinen der US-Streitkräfte, die direkt aus den Staaten für einen Zwischenstopp landen. Auf der Fliegerbasis werden sie gewartet und oft auch umgeladen.
Bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2005 wird der Rhein-Main-Flugstützpunkt die eigentliche Drehscheibe der US-Airforce in Deutschland sei. Ramstein verfügt (noch) nicht über geeignete Start- und Landebahnen für die ganz großen Flugzeuge der Galaxy-Klasse.
Frisches Bordpersonal kommt vom nahen Hauptquartier der US-Airforce in Europa (USAFE) in Ramstein. Am Zivilflughafen Frankfurt starten die Maschinen dann wieder – um Soldaten, Bomben und anderes Kriegsgerät so nahe wie möglich an die Frontlinie zu bringen. Auf dem Rückweg haben sie vielleicht Verwundete an Bord, die in die US-Klinik in Wiesbaden oder nach Landstuhl kommen – der größten US-amerikanischen Klinik außerhalb der Staaten (taz vom 24. 1. 03).
Der zweite Golfkrieg ist noch nicht ausgebrochen. Doch die Flugbewegungen auf dem Flughafen haben bereits das Niveau der Spitzenmonate der Operation „Enduring Freedom“ (Afghanistan 2002) erreicht. Über die Base schafft die US-Luftwaffe Truppen und Material aus den Staaten nach Kuwait oder Saudi-Arabien – und nach Afghanistan. Die Luftbrücke nach Bagram Airbase (Afghanistan) funktioniert noch. Täglich fliegen mehrere C-17 Globemaster mit Fahrzeugen, Soldaten und Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung direkt nach Afghanistan. Auf dem Rhein-Main-Stützpunkt sind zudem mehrere Tankflugzeuge namens KC-135 Stratotanker stationiert, die bis zu 150.000 Liter Kerosin aufnehmen können. Sie betanken Kampfjets und Transportflugzeuge in der Luft. „Todeskommandos“ nennen die Crews solche Einsätze: „One explosion, and you are stardust!“, sagte einer der Luft-Tankwarte der taz.
Der Boss auf der Base ist eine Frau: Colonel Christine D. Prewitt leitet die 469th Air Base Group. Ihre Einheit gehört zur 3th Airforce der US-Luftwaffe in Europa, deren Kommandozentrale in Großbritannien liegt. Auf Dauer in Frankfurt stationiert sind auch speziell für Auslandseinsätze ausgebildete Soldaten des 16th Air Expeditionary Wing (AEW), dessen Heimatbase Aviano in Italien ist. Ständig wechselnde Einheiten des 16. AEW sind vor allem auf dem Balkan im Einsatz. Auch eine Air Post Squadron ist auf der Rhein-Main-Airbase stationiert. Läuft der Betrieb auf dem Stützpunkt auf Hochtouren, halten sich ständig rund 2.600 Soldaten und Zivilangestellte dort auf. Die Familien leben rund um die Base im Frankfurter Stadtwald.
Demos vor der Airbase
Die Base war schon mehrfach Ziel von Demonstrationen gegen den Krieg, etwa im Januar. Rund 100 Demonstranten hatten versucht, die Zufahrt zu ihr zu blockieren. Die Aktion der „Ordensleute für den Frieden“ am 12. Jahrestag des ersten Golfkrieges, an der auch das PDS-Vorstandsmitglied Dieter Dehm teilnahm, wurde von der Polizei rasch beendet. Die Base war auch Ziel eines Terroranschlags der RAF: Ein mit 240 Kilogramm Sprengstoff beladenes Auto explodierte 1985 vor einem Verwaltungsgebäude auf der Base und tötete zwei Menschen und verletzte andere schwer. Zuvor hatte die RAF den US-Soldaten Edward Pimental mit Genickschuss getötet, um in den Besitz seines Passierscheins für die Base zu gelangen. Der feige Mord war der Anfang vom Ende der RAF – denn ihr Sympathisantenkreis löste sich danach auf. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT