was macht eigentlich ...der Flyer?

Den Abflug

Aus und vorbei, das war’s. Der Flyer verlässt das Tanzparkett und hinterlässt eine Schar von orientierungslosen Partygängern. Denn das Stadtmagazinchen vermochte den Techno-Kindern seit 1994 gezielt den Weg zu den besten Party-Locations zu weisen. Marc Wohlrabe, Geschäftsführer und Herausgeber des Gratisstadtmagazins im flugzettelüblichen DIN-A6-Format, hat bereits vorläufig Insolvenz angemeldet. Hoffnung hat er kaum noch: „Die Einbrüche auf dem Anzeigenmarkt sind so riesig, das können wir ohne Finazpolster nicht auffangen.“ Neun Angestellte sind beurlaubt. Zuletzt kämpfte der Flyer in Berlin mit 50.000 Heften gegen die Pleite. Ursprünglich alle zwei Wochen ausgeliefert, deckte das Mitte Dezember erschienene Blättle schon sechs Partywochen ab. Es wird das letzte bleiben. Denn obwohl die Cover selbst eine Verschmelzung von Marke und Blattlogo darstellten, hat sich die Symbiose mit der Wirtschaft nicht eingestellt. Letztlich räche sich die als herausragend gesehene Stellung des Flyers – die Unabhängigkeit von großen Verlagshäusern –, bedauert Wohlrabe. Ein Blick ins Hosentaschenheft verriet oft die angesagten Feierstationen, manchmal gab es Hinweise auf halblegale Orte, die der szenekundige Tänzer dann selber finden durfte. Künftig muss jeder Reizerneuerungsgesteuerte die „innovativen Projekte“ und „unkommerziellen Veranstaltungen“ ganz allein entdecken. Zum Glück liegen die echten handkopierten Flugzettel weiter in allen einschlägigen Locations aus. AC FLYERCOVER: ARCHIV