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Archiv-Artikel

Nach Südafrika geflohen – und dort erstochen

Die Gewalt gegen afrikanische Ausländer in Südafrika dauert an: Brutaler Angriff auf somalische Flüchtlingsfamilie

JOHANNESBURG taz ■ Der Hass auf Ausländer in Südafrika hält an. Wie jetzt bekannt geworden ist, wurden eine Somalierin und ihre drei Kinder am vergangenen Freitag in der Provinz Ostkap brutal niedergeknüppelt und erstochen. In umliegenden Townships von Port Elizabeth wurden Geschäfte somalischer Händler geplündert, nachdem es zu Auseinandersetzungen zwischen Südafrikanern und Somaliern gekommen war.

„Ausländerfeindliche Angriffe geschehen leider in vielen Ländern, aber dieses ist eines der grausamsten Beispiele – außerhalb von Kriegsgebieten – von denen wir in jüngster Zeit gehört haben“, kritisierte die aus Südafrika stammende neue UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay den Vorfall. Somalische Händler und ihre Geschäfte in Südafrika würden seit einigen Jahren immer wieder Opfer von Gewalt in Südafrika. „Es scheint ein gefährliches Muster von Angriffen auf Ausländer zu geben, das besonders, aber nicht ausschließlich, gegen Somalier gerichtet ist“, sagte Pillay.

Im Mai waren bei fremdenfeindlichen Angriffen in Südafrika 62 afrikanische Ausländer ums Leben gekommen. Hunderte wurden verletzt, mehr als 15.000 Menschen vertrieben. Nothilfelager für die Vertriebenen, die die Regierung mit UN-Hilfe errichtet hat, werden derzeit landesweit geschlossen. Die südafrikanische Regierung hatte angekündigt, dass diese Hilfslager nur vorübergehend errichtet werden und Ausländer in ihre Gemeinden reintegriert werden sollten. Doch das funktioniert nicht, erklärte gestern Amnesty International: „Die Behörden schließen Hilfszentren ohne einen Plan für die sichere Eingliederung derjenigen, für die das Risiko der Gewalt besteht.“ Die Regierung lehne fast alle Asylanträge ab, auch solche von Flüchtlingen aus dem Bürgerkriegsland Somalia oder den Kriegsgebieten des Kongo.

Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Nach einer Klage des „Konsortiums für Flüchtlinge und Migranten“ in Südafrika gegen die Regierung hatte das Verfassungsgericht im August geurteilt, dass die Lager bis Ende September geöffnet bleiben müssen. In dieser Zeit sollte ein Lösung für diejenigen Flüchtlinge gefunden werden, die nicht wissen, wo sie hingehen sollen. Das Gericht tagt dazu aber erst am 20. November.

Kritik an der Regierung kommt auch von Kirchen, die dem Faith Forum in Pretoria angeschlossen sind: Es hätte eine andere Lösung gefunden werden müssen, als die Ausländer zur Rückkehr in die Gemeinden, aus denen sie vertrieben worden waren, „zu zwingen“, sagte Sprecher Jo Seoka. MARTINA SCHWIKOWSKI