piwik no script img

Archiv-Artikel

Der Retter aus der Bankendynastie

Die Krisenbank Hypo Real Estate hat einen neuen Chef – und damit auch ganz neue Verbindungen ins bundesweite Finanzmanagement. Denn Axel Wieandt ist mit vielen Bankvorständen intim vertraut. Das ist sozusagen erblich bei dem 42-Jährigen. Schon Vater Paul Wieandt war Manager und sanierte einst die Bank für Gemeinwirtschaft. Und auch die Geschwister von Axel Wieandt haben im Bankgewerbe Karriere gemacht: Bruder Carl war lange im Investment-Banking tätig und ist inzwischen Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey. Schwester Dorothee ist Managing Director bei Goldman Sachs – und zudem mit Martin Blessing verheiratet, dem neuen Chef der Commerzbank.

Übrigens, das sei nur am Rande erwähnt, stammt auch Schwager Martin Blessing aus einer Bankiersfamilie, die mehrere Generationen umfasst: Sein Großvater Karl Blessing war Präsident der Bundesbank, sein Vater Werner Blessing Vorstandsmitglied der Deutschen Bank.

Diese Familienkarrieren sind typisch bei den deutschen Großunternehmen. Der Soziologe Michael Hartmann hat den Werdegang von deutschen Topmanagern untersucht und in mehreren Studien festgestellt, dass nicht die Leistung entscheidend ist bei der Besetzung der Spitzenpositionen – sondern die soziale Herkunft. Fast immer stammen die Chefs der großen Firmen aus dem gehobenen Bürgertum, das ganze 3,5 Prozent der Bevölkerung umfasst. Es sei eine Frage des Habitus, erklärt Hartmann: „Man muss zeigen, dass man sich in den Chefetagen auf vertrautem Terrain bewegt.“

Axel Wieandt hat zwar bisher noch nie eine Bank geleitet, doch seine Karriere hat er zielstrebig angelegt: Der promovierte Diplomkaufmann begann bei McKinsey in Düsseldorf und Boston. Anschließend folgte eine Station bei der Investmentbank Morgan Stanley in London – und schließlich wechselte Wieandt zur Deutschen Bank in Frankfurt. Dort stieg er im Jahr 2000 zum jüngsten Bereichsvorstand auf. Zuständig war Wieandt für den strategischen Bereich der „Konzernentwicklung“ – dazu soll auch die Postbank-Übernahme gehört haben.

Vom eigentlichen Kerngeschäft der Hpyo Real Estate weiß der neue Chef jedoch wenig: Wieandt hatte noch nie mit Immobilienkrediten zu tun. Auch das operative Tagesgeschäft und die rasche Krisenintervention sind neu für ihn. Trotzdem passt seine Berufung ins Bild: Bei der Rettung der Hypo Real Estate waren die Deutsche Bank und die Commerzbank stark beteiligt – und mit beiden Instituten ist Wieandt persönlich und familiär engstens verbandelt.

ULRIKE HERRMANN