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Archiv-Artikel

Der Fernseh-Waran

Unter Gottes Kreaturen zieht wohl keine solche Spuren und begnadet ihre Bahn wie der Komodo-Waran.

Halbkreisförmig schwankt der Rachen, wenn die Beine Schritte machen. Dazu flitzt die Zunge flink prüfend gegen jedes Ding.

Wehe, wenn sie dann was wittert! Denn per Schwanzhieb wird‘s zersplittert.Notfalls passt ein ganzes Schwein noch als Stückgut quer hinein.

Kleinwild unterhalb vom Biber ist Waranen eh so lieber. Und ein Tropfen Spucke reicht, dass es Richtung Hades schleicht. Auch im Reich des Posthumanen ähnelt einer den Waranen. Von vergleichbarer Natur ist Herr Peter Scholl-Latour.

Wie Warane lebt der Peter dschungelfern vom Weltgezeter. Erst bei Krisen der EU schlägt er unerbittlich zu.

Jahrelang kann er so hocken, um dann plötzlich loszuschocken. Kaum denkt man: „Wie? Lebt der noch?“, macht er uns den Fernsehkoch:

Lupft die nelkenwelken Wangen, unterhebt das Kriegsverlangen, das aus allen Fakten spricht, und rührt kühl im Weltgericht. Und auch er lähmt seine Opfer durch nasale Meinungstropfer. Wer naiv auf Frieden setzt, wird vom Peter weggeätzt.

Hilflos sitzt man dann zu Hause, schafft‘s nicht mal zur Pinkelpause, hört als Pazifist nur klamm Mekong, Algier und Saddam.

Was uns bleibt, ist Urvertrauen und auf Blitz-Warane bauen. Dann vielleicht trennt sich die Spur in von Scholl die und Latour.

Reinhard Umbach