: Neu umkämpftes Königreich
HSV Hamburg meldet mit einem 30:29 über den THW Kiel Ansprüche auf die Thronfolge an. Ausgerechnet der bald für Kiel spielende Adrian Wagner wirft das entscheidene Tor
Das Sprichwort vom Kochen und weniger heißen Essen hatte auch mit dem Handball-Nord-Derby des HSV gegen den THW Kiel zu tun. Den brisanten Unterstellungen beider Seiten vor dem Aufeinandertreffen in der Color Line Arena (“Bei jedem Spieler, an dem der HSV interessiert ist, steigen wir aus den Verhandlungen aus“, so THW-Manager Uwe Schwenker) folgten nicht nur angesichts der 29:30-Niederlage beschwichtigende Worte. „Es ist üblich, dass Zitate nur halb gedruckt werden“, erklärt Schwenker und ergänzt „dass es normal ist, dass eine Unternehmung wie Handball in Hamburg erst mal viel Geld in die Hand nehmen muss, um sich zu etablieren.“
Eine mühsame Aufgabe aufgrund der sportlichen Konkurrenz innerhalb der Stadt, der sich die Macher des HSV Handball mit bislang erfreulichen Zuschauerzahlen (gegen den THW waren es 14.200 Fans) und überraschenden Ergebnissen (7:1 Punkte erreichte HSV-Coach Hanning in seinen ersten vier Spielen) bislang erfolgreich stellen. Es ist trotzdem kein Geheimnis, dass die finanzielle Lage des HSV noch in keiner Weise mit den sonstigen erfreulichen Rahmenbedingungen übereinstimmt. Diesem Eindruck versucht Manager Olaf Knüppel mit der Präsentation eines neuen Hauptsponsors in den nächsten Wochen entgegenzutreten. Der bisherige Sponsor L.U.C.Y. wird mit Markteintritt am 14. Februar sein Engagement beenden. Mit Start der ersten telefonischen Kontaktvermittlung per Sprachcomputer (s. nebenstehendes Interview) muss für den Rest der Saison ein neues Unternehmen gefunden werden, welches die Brust der Handballer schmückt. Damit versucht der HSV sich abseits der Geldspritzen des Clubchefs Winfried Klimek auf eigene Füße zu stellen, was sich angesichts der Tatsache, dass er mit seiner Firma Galaxis zunächst „Hauptsponsor“ bleibt, wie Manager Knüppel erklärte, schwierig sein dürfte.
Uwe Schwenker, der in der Vergangenheit auf schräge Finanzlagen vieler Vereine hinwies, will dem HSV „keinesfalls etwas unterstellen“. Nach dem Spiel, in dem der HSV-Rückraumspieler Jon Belaustegui mit elf Toren glänzte, betonte Schwenker das gemeinsame Interesse an der professionellen Etablierung des Sports. Der Manager des erfolgreichsten Clubs der vergangenen zehn Jahre unterstrich, keinen Anspruch darauf zu erheben, „der König im Dorf zu sein“. Vielmehr hofft er, sich nach dieser schweren Saison nochmals in einer finanziell wie sportlich ausgeglichenen Liga die Krone aufzusetzen. FOG