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Archiv-Artikel

Ein Rekord ohne Sieg

Naohiro Takahara erzielt in der Nachspielzeit sein erstes Tor für den HSV und vermiest Bayern-Keeper Oliver Kahn seine Rekordfeier. HSV erzielt in München ein für das Erreichen der UEFA-Cup-Plätze hilfreiches 1:1-Unentschieden

von FRANK SCHLIEDERMANN

Die Bayern legten zunächst selbstbewusst los und knüpften dort an, wo sie unter der Woche beim 8:0-Pokalsieg über den 1. FC Köln aufgehört hatten. Bereits in der 11. Minute ging der designierte Meister durch Pizarro in Führung. Anders als gegen Köln versäumten es die Bayern jedoch, direkt im Anschluss an das 1:0 ein weiteres Tor nachzulegen und hielten den in der ersten Halbzeit enttäuschenden HSV künstlich am Leben.

So kam es, dass nach 24 Minuten der aufregendste Teil dieses Abends bereits gelaufen schien: Bayerns Keeper Oliver Kahn hatte seinen eigenen Rekord von 736 Minuten ohne Gegentor eingestellt. Der HSV hatte bis dahin aber auch kaum versucht, den Torhüter an seinem Rekordversuch zu hindern. Im Gegenteil, die Gäste hatten bis dahin nicht ein mal Mal auf sein Tor geschossen und hatten noch Glück, dass das Schiri-Gespann bei der einen oder anderen Abseitsentscheidung nicht immer richtig lag, und somit durch ihre Fehlentscheidungen mehr Münchner Chancen vereitelte, als die chaotische HSV-Abwehr dies zu leisten im Stande gewesen wäre.

Dabei hatte die Aufstellung der Gäste - zumindest auf dem Papier - mutigen Offensivfußball versprochen: Mit Barbarez, Takahara und Madhavikia wollten sich die seit neun Spielen ungeschlagenen Hamburger auch im Olympiastadion nicht verstecken. Ein Vorhaben, an dass Trainer Kurt Jara seine Mannen in der Halbzeit erinnert haben dürfte, denn in der Folgezeit gelang es dem HSV das Spiel zumindest ausgeglichen zu gestalten.

Da war es wenig verwunderlich, dass auch der nächste „große Aufreger“ an diesem Abend weniger mit dem HSV zu tun hatte, als vielmehr mit der in München sehnsüchtig erwarteten Bundesliga-Rückkehr von Nachwuchshoffnung Sebastian Deisler. Die Frage „Kommt er noch? Kommt er nicht?“ dürfte die 40.000 Zuschauer im Münchner Olympiastadion jedenfalls mehr interessiert haben, als das inspirationslose Gekicke des UEFA-Cup-Qualifikations-Anwärters aus Hamburg.

Im Zuge dieser Gedankenspiele passierte dann aber das, was man gemeinhin als „schmeichelhaft“ bezeichnet: Der Ausgleich durch den Japaner Takahara mit dem Schlusspfiff stellte den Spielverlauf vollkommen auf den Kopf und dürfte, wenn auch nur auf dem Papier, verschleiern, dass der HSV an diesem Abend nicht viel mehr war, als nur die notwendige Kulisse zur bayrischen Selbstinszenierung von ran-Datenbank-Fakten.

Den Hamburgern wird's egal sein, halten sie mit diesem wichtigen Unentschieden doch zunächst den Kontakt zu den UEFA-Cup-Plätzen.