: Bombe gegen Kolumbiens Elite
Drogenmafia, linke Guerilla oder gar beide zusammen? Wer die Bombe legte, die am späten Freitag in Kolumbiens Hauptstadt 33 Menschen tötete, ist noch völlig unklar
WIEN taz ■ Eine Autobombe im 3. Stock des Parkdecks im exklusiven Club Nogal erschütterte am Freitagabend die High Society in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá. Die 33 Toten und 157 Verletzten, die Samstag gezählt wurden, sind nur eine vorläufige Bilanz des Attentats.
Der Club Nogal im eleganten Norden von Bogotá ist ein Tummelplatz der Reichen und Schönen. Unter den 800 Mitgliedern finden sich Expräsidenten, Minister, Bankdirektoren, Industrielle und jede Menge Politiker. Die 13 Stockwerke des durch die Explosion teilweise eingestürzten Gebäudes beherbergten Restaurants, Konferenzräume, ein Schwimmbecken, ein Dampfbad, einen Schönheitssalon, eine Diskothek, Hotelzimmer in der Fünfsternekategorie, eine Kinderkrippe und sogar eine Klinik.
Im 12. Stock war gerade ein Kinderfest im Gange, in einem Festsaal lud ein Brautpaar zum Abendessen, als kurz nach 20 Uhr die Bombe hochging.
Wie das mit 250 Kilo Sprengstoff beladene Fahrzeug unbemerkt ins Parkdeck neben eine tragende Säule manövriert werden konnte, ist den Ermittlern ein Rätsel. Jedes Clubmitglied muss sich mittels einer mit Strichcode versehenen Karte ausweisen. Die Autos werden untersucht und dann von Angestellten in den Parkbereich gefahren.
Bekennerschreiben sind in Kolumbien nicht üblich. Vizepräsident Juan Manuel Santos und ein Sprecher des State Department machten in ersten Stellungnahmen die Stadtkommandos der Farc-Guerilla als Urheber aus. Andere vermuten einen Anschlag der Drogenmafia, denn der raffinierte Sprengstoffmix und der Charakter des Anschlags gegen wehrlose Zivilisten erinnern an die Terrorkampagne des Drogenzars Pablo Escobar Ende der 80er-Jahre gegen die Auslieferung von Staatsbürgern an ausländische Gerichte. Immerhin wurden in den ersten sechs Monaten der Präsidentschaft Álvaro Uribes schon 34 mutmaßliche Drogenhändler an die USA ausgeliefert – fast halb so viele wie in der gesamten Amtszeit seines Vorgängers.
Für die Guerilla spricht das Datum, nämlich der erste Jahrestag des Abbruchs der Verhandlungen zwischen Regierung und Farc. Innen- und Justizminister Fernando Londoño, Mitbegründer und Vorstandsvorsitzder des Club Nogal, glaubt nicht, dass ein so ausgefeilter Plan „in den Urwäldern des Caguán“ ausgeheckt worden sei. Präsident Álvaro Uribe glaubt an eine Verbindung von Guerilla und Drogenmafia.
RALF LEONHARD
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