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Archiv-Artikel

gemeindedolmetscher Integration, ganz zwanglos

Eine Stadt ohne Geld braucht Fantasie. Die Ausländerbeauftragte Barbara John hat Fantasie bewiesen. Zurzeit werden die ersten 30 Gemeindedolmetscher ausgebildet. Die Stadt kostet das keinen Pfennig. Denn das Projekt wird aus EU-Mitteln und eingesparten Sozialhilfegeldern finanziert.

Kommentar von MATTHIAS BRAUN

Welches Problem damit gelöst wird? Ein wichtiges. Fast fünfzig Prozent der ausländischen Patienten, die kein Deutsch sprechen und einen Arzt konsultieren müssen, fühlen sich in Berliner Kliniken mit ihrer Krankheit allein gelassen. Das hat der Charité-Arzt Matthias David bei Umfragen herausgefunden. Anders als vor Staatsanwalt und Polizei können Ausländer beim Arzt keinen staatlich finanzierten Dolmetscher beanspruchen. Nicht nur Fehldiagnosen sind die Folge, das Gefühl, nicht dazuzugehören, steigt. Kostengünstige, medizinisch gebildete und flexibel einsetzbare Gemeindedolmetscher mildern dieses Problem.

Anderswo gehört das Recht darauf, verstanden zu werden, längst zum Alltag. In Großbritannien oder den Niederlanden zum Beispiel. Trotz der deutschen Gesetze, die ein solches Recht noch nicht vorsehen, haben sich in Hannover und München ähnliche Dienste etabliert. Sie fördern Integration, ohne den Migranten Sprachkurse oder Deutschtests aufzunötigen.

Allein der Initiative fehlt das Geld für den langen Atem. Der Krankenhausbetreiber Vivantes will den 30 Auszubildenden zwar ein Praktikum ermöglichen, Geld ausgeben aber nicht. Auch die Krankenkassen mauern. Integration ist jedoch nicht nur eine staatliche Aufgabe. Die Stadt hat vorgelegt. Jetzt sollten die Berliner ihre Fantasie bemühen.

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