: Zensierte Bilder
Eine Galerie zeigt Marc Pätzold, dessen Bilder in China „schlechte Gefühle“ hervorriefen – und abgehängt wurden
Es war nicht das erste Mal, dass der Künstler Marc Pätzold Ärger mit der Obrigkeit bekam. 1998 haben sie am Berliner Bahnhof Zoo mal eine Installation von ihm abgebaut. Felle, die aus Menschenhaar bestanden und von Maschinen bewegt wurden. „Tierquälerei“ lautet der Vorwurf, die Kripo kam regelmäßiger. Und als der damalige Innenminister Manfred Kanther vorbeifahren sollte, musste die Installation des Studenten vorsichtshalber einen Tag weichen.
In diesem Jahr – sieben Jahre nach seinem Abschluss in der Klasse von Georg Baselitz – war er für drei Monate in China gewesen, mit einem Stipendium, auf Einladung des Shenzen Fine Art Institut. Doch die Ausstellung dort – 400 Quadratmeter groß – zeigte nur vier Bilder. Die restlichen 14 hat die Kulturbehörde der Millionenmetropole kurz vor der Eröffnung abgehängt. Ein Teil dieser Werke ist jetzt in der Bremer Galerie KraskaEckstein zu sehen.
Sie beschäftigen sich mit der Kulturrevolution, im weiteren Sinne. Und riefen beim chinesischen Staat „schlechte Gefühle“ hervor – weswegen sie dann zensiert wurden. In China sind Darstellungen der Kulturrevolution offiziell untersagt. Hinzu kommt, dass ein Teil von Pätzolds Bildern auftragsgemäß in der Malereimaschine von Dafen Village kopiert wurden. Tausendfach werden dort Ikonen der Kunst detailgetreu kopiert. Pätzolds Kopien seiner eigenen Werke heißen „the pirates“. Und hängen jetzt zum Teil in Bremen.
Ihm gehe es „gar nicht um Politik“, sagt Pätzold, die Wahl des Themas sei eher dem „Zufall“ geschuldet gewesen: Ursprünglich hatte er sich der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei widmen wollen – aber so recht keine passende Literatur dazu gefunden.
Dass er seine Bilder praktisch unversehrt retten konnte, liegt wohl daran, dass er sie, fein säuberlich abgerollt, im Handgepäck zurück nach Deutschland flog. Nur eines – ihm weniger wichtig – wurde auf offiziellem Wege nachgeliefert. Es war, sagt sein Galerist Mirko Eckstein, „zerstört“. JAN ZIER
Bis 15. November, Galerie KraskaEckstein, Fedelhören 77