unterm strich
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Auf seltsame Ideen kommen wir Menschen! Die Stiftung Lesen will das „schnellste Buch der Welt“ herausbringen. Von der Idee bis zum Verkauf sollen nur zwölf Stunden vergehen. Beteiligt sind etwa 40 Autoren. Sie erhalten zum Welttag des Buches am 23. April morgens um 7.45 Uhr ein Thema, über das sie schreiben sollen. Das Buch wird in Weilerswist bei Köln bis 19 Uhr gedruckt und dann mit dem Zug in zehn Städte gebracht, sodass es am selben Abend etwa in Frankfurt, Hamburg, Leipzig, Göttingen, München und Berlin erworben werden kann. Dort sind auch Lesungen geplant. Tja, wenn das mal nicht zum am schnellsten weggeworfenen Buch der Welt führt – hätten wir fast geschrieben, doch dann halten wir inne.

Morgens nicht wissen, über welches Thema man abends geschrieben haben wird, Zeitdruck, kollektives Ergebnis: klingt alles verdammt nach dem Alltag bei uns hier, bei Ihrer lieben Tageszeitung! Also: gute Sache! Und dann will am selben Abend ein Mitarbeiter der Universität Marburg auch noch eine Rezension über das 96 Seiten starke Buch ins Internet stellen (www.literaturkritik.de). Wir werden die Zeit mitstoppen. Nur zum Vergleich: In den Räumen der taz-Kultur wurde schon mal eine große Würdigung auf einen Literaturnobelpreisträger in neunzig Minuten geschrieben. Dann haut mal in die Tasten, Kollegen.

Noch eine hübsche Geschichte steht in der New York Times. Sie spielt im Frühling des Jahres 1955. Der 14-jährige Peter Mangone wartete damals mehrere Monate lang vor dem New Yorker Gladstone Hotel auf sein größes Idol: auf Marilyn Monroe. Eines Tages nahm Peter die 8-Millimeter-Kamera seines Bruders mit und wartete wieder. Und: Marilyn verließ das Gebäude und winkte ihm zu. Er dürfe sie heute begleiten, sagte sie. Und so hatten der Star und sein Fan einen schönen Nachmittag miteinander, und Peter Mangone ließ dabei die Kamera laufen.

Nur, und nun kommt die Wendung, dass er die Kamera leider verlor, beim Aufräumen seines Zimmers, wie er selbst annahm. Nach fast 50 Jahren hat Peter Mangone die Episode so gut wie vergessen. Aber manchmal haben die Götter ein Einsehen und – Peter Mangone bekam kürzlich seine Kamera zurück samt Film, der sogar noch in einwandfreiem Zustand war. Sein Bruder fand beides zwischen Dingen, die ihrem Vater gehörten. Der Film, so berichtet die New York Times, fängt ganz unglamouröse Momente der Filmschauspielerin ein. Peter Magone weiß nun nicht recht, was er mit dem Film anfangen soll. Vielleicht macht er einen Bildband mit Film-Stills daraus.