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Archiv-Artikel

Porträtist der Post-68er

Man mag’s Personalisierung von Geschichte nennen: Was in den Filmen von Andres Veiel nur den Blick auf die Zeit schärft

Von TM
Filmreihe Andres Veiel vom 20. bis 26. 2. im Lichtblick. Am 23. 2. gibt der Regisseur um 15 Uhr Einblick in seine neuen Projekte „Drei von Tausend“ und „Die Spielwütigen“

Das klingt allerdings nach einer Binsenweisheit: Natürlich sollte sich ein Dokumentarfilmer doch wirklich für die Personen interessieren, die er in den Fokus nimmt. Manchmal aber rutscht genau das bei der Verfertigung von gewichtigen Thesen und geschwätzigen Kommentaren aus dem Off aus dem Blickwinkel. Andres Veiel aber – von dem gerade im Lichtblick eine Werkschau zu sehen ist – interessiert sich für seine „Protagonisten“.

Was sicher auch den erstaunlichen Publikumserfolg seines Films „Black Box BRD“ erklärt. Veiel hat hier eben nicht nur zwei Figuren der Zeitgeschichte bebildert (Alfred Herrhausen, Manager der Deutschen Bank und RAF-Opfer, hier und Wolfgang Grams, Terrorist der so genannten dritten Generation der RAF, da), sondern suchte eine Annäherung an die beiden Personen. Wenigstens Blicke auf die Menschen hinter der Promi-Fratze. Und die Zeitgeschichte fügte sich dabei manchmal gerade auf scheinbaren Nebenschauplätzen zusammen: etwa in den Interviewszenen mit Grams’ Eltern, die einem wieder den ganzen spießigen Muff der Siebziger vor Augen führten.

Andres Veiel, geboren 1959 in Stuttgart, ist in dieser Zeit aufgewachsen, und weil wohl seine Jugend niemand so leicht wegsteckt (ein gerütteltes Maß an Eigeninteresse ist auch nicht die schlechteste Empfehlung für einen Dokumentarfilmer), widmete er sich bis dato in seinen Filmen schwerpunktmäßig Analysen der eigenen Generation, den Nach-68ern. In „Balagan“ von 1993 porträtierte er jüdische und palästinensische Schauspieler, die mit dem umstrittenen Stück „Arbeit macht frei“ Furore machten. Ein Generationenporträt auch „Die Überlebenden“, Veiels Film über drei seiner Klassenkameraden, die Selbstmord begangen haben, während sich der Regisseur in seinem aktuellen Projekt „Die Spielwütigen“ mal angehenden Schauspielern um die 20 widmet. TM