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Archiv-Artikel

Fujimoris früherer Drahtzieher schweigt

In Peru steht seit Dienstag der ehemalige Sicherheitsberater Vladimiro Montesinos vor Gericht und sagt nichts

BUENOS AIRES taz ■ Reglos und ohne Anteil zu nehmen, ließ sich Vladimiro Montesinos von Polizisten in den Gerichtssaal führen. Zehn Jahre lang war Montesonis der starke Mann an der Seite des autoritären Präsidenten Alberto Fujimori, der Peru von 1990 bis 2000 regierte. Und es war Montesinos, über den Fujimori schließlich stürzte. Als seine Herrschaft im Jahr 2000 wankte, tauchten Videobänder auf, auf denen Montesinos einem Abgeordneten Bargeld zusteckte. Das war der Beweis, der dem Regime das Ende bereitete. Fujimori flüchtete nach Japan, der Heimat seiner Eltern. Montesinos verschwand nach Panama, wurde schließlich im Juni 2001 in Venezuelas Hauptstadt Caracas verhaftet und kurz darauf an Peru ausgeliefert.

Anderthalb Jahre später hat am Dienstag der erste Prozess gegen den Drahtzieher des Fujimori-Regimes begonnen. Über 700 Polizisten waren abkommandiert um das Gerichtsgebäude zu sichern, bis zum Saal wurde kaum jemand vorgelassen. Die 400 akkreditierten Journalisten verfolgten den „Prozess des Jahrhunderts“, so die peruanische Tageszeitung La República, auf einer Großleinwand im Nebenraum.

Montesinos gab sich als Angeklagter so zurückhaltend wie als Sicherheitsberater Fujimoris. Während Fujimori in der Öffentlichkeit den allmächtigen Präsidenten gab, waltete Montesinos im Hintergund. Bereits im Jahr 1992 soll Montesinos den Putsch Fujimoris eingefädelt haben, bei dem der Präsident Parlament und Senat auflöste, die Richter nach Hause schickte und auf den Straßen Panzer gegen die Demokratie in Stellung gingen.

Bis dahin gab es noch nicht einmal ein Foto von Montesinos, der Mann ohne Gesicht blieb unbeobachtet. Er kontrollierte den Geheimdienst, bestimmte, wer beim Militär General werden konnte und wer als Richter auf strategisch wichtige Posten kam.

Eng wurde es für den Rasputin des Regimes, als im August 1996 ein Drogenschmuggler vor Gericht aussagte, er habe pro Monat 50.000 Dollar an Montesinos überwiesen. Im Gegenzug erhielten seine Kleinflugzeuge auf Pisten im peruanischen Urwald Start- und Landeerlaubnis. Nachdem der gesprächige Schmuggler in seiner Zelle mit Elektroschocks bearbeitet wurde, konnte er diese Behauptung nicht mehr wiederholen – Montesinos war aus der Schusslinie.

Jetzt soll Montesinos für all dies büßen. Die Liste der Anklagen reicht von Erpressung und Korruption bis zu Mord, Folter und Drogenschmugel. Es sind über 54 Prozesse, die gegen ihn eröffnet werden sollen. Und er kann 54-mal verurteilt werden.

INGO MALCHER