: Verlust der Ringe
Mit Hamburg verloren auch die umliegenden Länder im norddeutschen Raum die Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 und mussten sich vom Wunsch nach dem machtvollen Glanz verabschieden. Städtebaulich wird trotzdem über die Elbe gehüpft
aus HamburgOKE GÖTTLICH
Tage vor der Wahl des deutschen Bewerbers um die Olympischen Spiele 2012 kannte die Siegesgewissheit der Hamburger keine Grenzen. In den einschlägigen Standortblättern wurden Texte verfasst, die bereits die Eröffnungsfeierlichkeiten im Jahre 2012 vorwegnahmen – gegen die nationalen Konkurrenten aus Leipzig, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart hatte man sich noch nicht durchgesetzt und: ja, es geht noch realitätsferner, die tatsächliche Wahl gegen die weltweiten Bewerber aus New York, Moskau, Rio de Janeiro oder Paris ließen bis 2005 noch zwei Jahre auf sich warten
Dass sich die Hansestadt mit dem zweifelsfrei besten Standortkonzept letztlich nicht mal in der nationalen Bewerberwahl durchsetzen konnte, versetzte stolze Macher und 50.000 Menschen, die sich am 12. April auf dem Rathausmarkt versammelten, einen kurzen Schock. Waren sich doch alle nach der Beurteilung der Experten einig, dass Deutschland mit Hamburg als vermeintlich stärkstem Bewerber ins Rennen um die Olympischen Spiele geschickt werden sollte. Weswegen sich das Nationale Olympische Komitee (NOK) und der Deutsche Sportbund (DSB) noch gegen den Ruf Hamburgs als leistungssportferne Stadt bei den Entscheidern aus den einzelnen Sportverbänden einsetzten. Doch als Kanzler Gerhard Schröder zur Bekanntgabe des Kandidaten ohne Hamburg-Pin am Revers erschien, wie es mit den Hamburger Verantwortlichen am Vorabend abgesprochen war, verschwanden die ersten Unterstützer stumm.
Mit Leipzig kürte der Kanzler schließlich den nationalen Kandidaten, der historische wie leistungssportliche Aspekte am emotionalsten miteineinander verknüpfen konnte. So einfach wäre der Aufbau Ost nie wieder zu finanzieren. Wie schwer die Bürde der (vor)olympischen Ringe allerdings wiegt, ahnten Kritiker im Falle einer Wahl Leipzigs bereits im Vorfeld. Diese Ahnungen wurden durch jüngste Stasi-Vorwürfe und dubiose Verflechtungen einzelner Verantwortlicher, bis hin zu einem Wechsel der Geschäftsführung bestätigt und führten zur inneren Demission des Kandidaten.
Umso enttäuschter sind die Hamburger Verantwortlichen, das ein Motor für das infrastrukturelle Mammutprojekt „Hafencity“ – dort sollte das olympische Dorf entstehen – ausgefallen ist. Der Sprung über die Elbe soll nach Ole von Beust (CDU) dennoch und noch zügiger mit Hilfe der „Euphorie der Bevölkerung“ genutzt werden.
Nur die norddeutsche Region, die sich in der „Initiative Niedersachsen: Spiele für Hamburg“ zusammengeschlossen hatte und als Sportanlagen die Schießanlage in Garlsdorf, den Vielseitigsreitparcour in Luhmühlen sowie Sportstätten in Lüneburg für Hamburgs Bewerbung vorsah, muss uneuphorisch in die Zukunft blicken. Die in der so genannten Metropolregion Hamburg liegenden Kreise der Länder Schleswig-Holstein und Niedersachsen werden nun umplanen müssen, um sich, wie vorgesehen, international als europäische Zukunftsregion zu präsentieren. Auf den Imagegewinn durch Olympische Spiele kann nicht mehr gesetzt werden.
Besonders schmerzhaft dürfte dies für die Kieler Region sein, die sich als Segelstandort für 2012 beworben hatte, sich aber gegen den zweiten Olympiabewerber aus den neuen Bundesländern, Rostock-Warnemünde, ebenfalls nicht durchsetzen konnte. Nach der Bekanntgabe des deutschen Segelstandortes für die Bewerbung um die Spiele 2012 machten kaum noch druckreife Zitate die Runde.