: Primakow in Bagdad
Russischer Exregierungschef besucht Bagdad. Blockfreie Staaten gegen Krieg. Türkei und USA verständigen sich auf Truppenstationierung
BERLIN dpa/ap/rtr ■ Die russische Regierung setzt ihre Bemühungen fort, einen Irakkrieg zu vermeiden. Sie entsandte am Wochenende den ehemaligen Ministerpräsidenten Jewgeni Primakow zu einem Kurzbesuch nach Bagdad, wo er mit der irakischen Führung über die Entwicklung der Krise beriet. Offiziell hieß es, der Nahostexperte Primakow habe „alten Bekannten in der irakischen Führung“ seine Sicht der Krise darlegen und deren Meinung hören wollen.
Auch die Organisation der 114 Staaten der Blockfreien-Bewegung hat sich für eine umfassende Abrüstung Iraks und gegen einen Krieg am Golf ausgesprochen. Eine Invasion in Irak würde in der gesamten islamischen Welt als ein „Krieg gegen Muslime“ betrachtet werden, erklärte der malaysische Ministerpräsident Mahathir Mohamad. Die Delegierten eines zweitägigen Gipfels, der heute beginnt, bereiteten eine Entschließung vor, die Bagdad aufruft, aktiv an der Umsetzung der UN-Resolutionen mitzuwirken. Zugleich wird ein von den USA geführter Krieg strikt abgelehnt.
Unterdessen steht das Abkommen über eine Stationierung von US-Truppen in der Türkei vor dem Abschluss. Laut Außenminister Yasar Yakis wird das Parlament wahrscheinlich schon morgen über das Papier abstimmen. Bis dahin seien noch 15 Fragen zu den wirtschaftlichen, politischen und militärischen Bedingungen einer Stationierung zu klären. Die Türkei macht eine Zustimmung von der schriftlichen Zusage Washingtons zu einem 15-Milliarden-Dollar-Hilfspaket abhängig. Yakis wies Berichte zurück, wonach ein Abkommen wegen der Höhe der türkischen Forderung bislang nicht unterzeichnet worden ist.
UN-Experten haben am Samstag damit begonnen, eine Inventarliste der zur Verschrottung vorgesehenen „El Samud“-Raketenteile zu erstellen. Chefinspektor Blix hat Irak angewiesen, dutzende wegen ihrer Überreichweite verbotene Raketen dieses Typs sowie verschiedene Raketenbauteile zu vernichten. Das Verhalten Iraks in dieser Angelegenheit gilt als wichtiger Test für die Bereitschaft Iraks, voll und ganz mit den UN-Inspektoren zusammenzuarbeiten.