: Besser wegschließen
SPD bekennt sich zur geschlossenen Unterbringung straffälliger Jugendlicher, will aber die Feuerbergstraße zumachen. Stattdessen soll es neues Heim für den Norden geben
Die Hamburger SPD will bekanntlich nicht noch einmal eine Wahl wegen des Themas innere Sicherheit verlieren. Einen Tag bevor die Sozialbehörde zur Ein-Jahres-Bilanz in die Feuerbergstraße lädt, verkündete der SPD-Sicherheitspolitiker Michael Neumann gestern deshalb ein „klares Bekenntnis“ zur geschlossenen Unterbringung straffälliger Jugendlicher und forderte eine entsprechende Einrichtung für Mädchen. Neumann: „Wir haben in der Opposition gelernt.“
Gleichwohl sei das Konzept der geschlossenen Unterbringung in der Feuerbergstraße „gescheitert“. Pädagogisch und räumlich würde die SPD alles anders machen. „Die Feuerbergstraße war von Anfang an ein politischer Krüppel“, erklärte der SPD-Jugendpolitiker Thomas Böwer. Eingesperrt in den viel zu engen Bau mit dem nur zehn mal zehn Meter umfassenden Hof als Freifläche provoziere das Heim bei Jugendlichen nur die Frage „wie komme ich hier raus“. Die Folge sei die höchste Entweichungsquote im Bundesvergleich. Böwer: „Sechs Ausbrüche bei einer Durchschnittsbelegung von nur vier Jugendlichen und Kosten von einer Million Euro. Das sind 21.000 Euro für einen Jugendlichen im Monat – ganz ohne Nutzen.“
Bei Regierungsübernahme würde die SPD darum das Heim in Ohlsdorf schließen. Da es bundesweit ausreichend freie Plätze in anderen geschlossenen Heimen gebe, sei das „im Rahmen von politisch schneller Zeit“ möglich, so Böwer. Einen zweiten Geburtstag werde es für den Standort nicht geben.
Die Sozialdemokraten wollen auch konzeptionell anders verfahren. „Hamburg hat das harscheste Konzept“, erklärte ihr Jugendhilferechts-Experte Christian Bernzen. So sei die Einrichtung auf das Einsperren konzentriert und biete Jugendlichen keine Hilfe und Perspektive für ihr späteres Leben. Die SPD hingegen wolle im „norddeutschen Verbund“ mit den Nachbarländern ein Heim gründen, das den Jugendlichen mehr Raum böte und eine geschlossene Abteilung nur neben anderen hätte.
Abschaffen würde die SPD auch das Drei-Phasen-Modell, das Jugendliche zunächst für vier Wochen ganz einsperrt und einen Verstoß gegen Regeln mit einer Rückkehr in diese Phase bestraft. Dadurch, so Bernzen, nehme „das Thema Eingeschlossenheit überhand“. Menschen würden in dem neuen Heim „möglichst überhaupt nicht eingesperrt“ sondern nur „akut festgehalten“. KAIJA KUTTER