: Arbeitsbereitschaft erfolgreich geschätzt
4.376.027 Menschen waren 2003 im Schnitt ohne Job: Das war das schwärzeste Jahr auf dem Arbeitsmarkt seit Schröders Regierungsantritt. Doch die rot-grüne Regierung wusste Rat: Allein im Dezember verließen 296.300 Erwerbslose die Statistik
BERLIN afp/dpa ■ Anhaltende Wirtschaftskrise und zeitweise Rezession haben dem Arbeitsmarkt das schlechteste Jahr seit 1997 beschert. Im Jahresbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) für 2003 liest sich das so: Bundesweit waren im Jahresdurchschnitt 4.376.027 Menschen ohne Job. Dies waren 315.710 oder 8 Prozent mehr als 2002. Damit wurde der höchste Stand seit dem Amtsantritt der rot-grünen Regierung und der zweithöchste Wert seit der Wiedervereinigung erreicht.
Die Arbeitslosenquote lag 2003 bei 10,5 Prozent. 2002 waren es nur 9,8 Prozent gewesen. Die Entwicklung im Jahresverlauf spiegelt die schwere Konjunkturkrise wider, die Deutschland in der ersten Jahreshälfte in die Rezession führte. Der Höchststand wurde im Februar mit 4,706 Millionen Erwerbslosen erreicht. Danach sank die Arbeitslosenzahl vor allem durch saisonale Einflüsse bis Oktober fast kontinuierlich auf 4,151 Millionen. Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit ab November drehte sich der Trend wieder.
In den alten Bundesländern gab es im vergangenen Jahr im Schnitt 2.752.589 Arbeitslose. Dies waren 254.912 oder 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 8,4 Prozent (2002: 7,6 Prozent). In den neuen Bundesländern waren im Jahr 2003 1.623.438 ohne Job – 60.799 oder 4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote betrug 18,5 Prozent und war damit weiterhin mehr als doppelt so hoch wie im Westen (2002: 17,7 Prozent).
Für das Gesamtjahr 2003 rechnet das Statistische Bundesamt mit einem Rückgang der Erwerbstätigen um rund 392.000 auf 38,28 Millionen. 2002 hatte sich die Zahl der Beschäftigten mit 240.000 nur rund halb so stark verringert. Zuletzt stieg die Zahl der Erwerbstätigen im Monatsvergleich wieder: Sie betrug laut Statistischem Bundesamt im Oktober 38,66 Millionen. Dies waren 85.000 mehr als im Vormonat.
Zu den Dezember-Zahlen (4.316.500 Arbeitslose) sagte BA-Vorstandsmitglied Frank Jürgen Weise, die günstige Entwicklung zum Jahresende sei hauptsächlich auf die verstärkten Vermittlungsbemühungen der Arbeitsämter zurückzuführen: „Es werden jetzt erhöhte Anforderungen an Mitwirkung und Eigeninitiative der Arbeitslosen gestellt.“ Dank der aufgestockten Vermittlungsabteilungen hätten die Arbeitsamtsbeschäftigten einen intensiveren Kontakt zu den Arbeitslosen und könnten dadurch auch deren Arbeitsbereitschaft besser einschätzen.
Allein im Dezember verzichteten nach den aktuellen BA-Zahlen 296.300 Erwerbslose trotz fehlender Jobs auf ihren Arbeitslosenstatus oder wurden wegen angeblich fehlender Mitwirkung bei der Arbeitssuche aus der BA-Statistik gestrichen. Dies waren 43.100 mehr als im Dezember 2002. Im Gesamtjahr 2003 summierte sich ihre Zahl nach BA-Angaben auf rund 3,772 Millionen. Das waren 732.300 (oder 42,1 Prozent) mehr als in 2002.
Fast ausschließlich auf die „Neuausrichtung der BA-Geschäftspolitik“ führen Beobachter auch den Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl im Dezember zurück.