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Archiv-Artikel

Kameraden-Kampfsportzelle

„Free-Fighting“ für den gestählten Körper: Neumünsteraner Neonazis im Training

Neumünster taz ■ Das Vereinsschild fällt an dem Backsteingebäude kaum auf: „Athletik Klub Ultra“. Doch regelmäßig kommen Neonazis und Aktivisten der „Freien Kameradschaften“aus Schleswig-Holstein hierher um hinter den roten Mauern in der Wrangelstraße 34 verschiedene Kampfsportarten zu trainieren: Im ersten Stock einer früheren Fabrik haben die Neonazis Tim Bartling und Frank Rickmann ein Sportcenter eingerichtet. Mit Trainingsbänken, Punchingball und allem, was man zum ‚Stählen‘ des Körpers braucht.

Den „Klub“ indes haben Bartling und Rickmann schon Ende 2002 ins Vereinsregister eintragen lassen. Seit knapp sieben Jahren unterstützen sie das Neonazizentrum „Club 88 – The very last resort“ im Neumünsteraner Stadtteil Gadeland.

Laut Protokoll waren bei der Gründungsversammlung auch der Geschäftsführer der „Lido-Bar“, Thomas Reiß, und der mehrfach vorbestrafte Neonazi Peter Borchert zugegen. In der Vereinssatzung schildern sie fast unverdächtig ihre Absicht: „der Verein bemüht (sich), den Kampfsport in seiner ganzen Vielfalt und in verschiedensten Sparten dem Interessierten näherzubringen“. Ein Schwerpunkt liegt insbesondere auf den Kampfarten des so genannten Free-Fighting – in Fachkreisen weniger verharmlosend als Straßenkampf bezeichnet. Bartling, Reiß und Borchert nahmen im In- und Ausland an Wettkämpfen teil. Außerhalb Deutschlands dürfen sie auch hierzulande verbotene Techniken einsetzen.

Als am 28. Oktober vergangenen Jahres das LKA Schleswig-Holstein wegen des Verdachts der Bildung einer politisch motivierten kriminellen Vereinigung Namens „Combat 18“ gegen mehrere Neonazis fahndete, wurden auch die Räumlichkeiten von Reiß, Rickmann und Borchert untersucht.

In ihrem „Athletik Klub Ultra“ können die norddeutschen Neonazis indes ganz legal ihre Kampffertigkeiten üben. Aber auch ganz normale Jugendliche sind eingeladen: An der Gadelander Grund- und Hauptschule, gegenüber dem „Club 88“, tauchte bereits Werbematerial für den Verein auf. ANDREAS SPEIT