: Space Park lockt mit Dumping-Preisen
Gähnende Leere im Eingangsbereich des Space Park an einem gewöhnlichen Donnerstag. Auch am Wochenende gibt es keine Warteschlangen. Das Space Center lockt mit Dumping-Preisen: zwei Eintrittskarten für 15 Euro
Bremen taz ■ „Das Space Center“, so verspricht es die Werbung, ist „Europas größter Indoor-Erlebnis-Park“. Eine Attraktion, die BesucherInnen von weither anziehen soll. Im Durchschnitt, so die Erwartungen, sollten pro Tag zwei- oder dreitausend Gäste kommen und an die 20 Euro Eintritt bezahlen, damit sich die Investition von weit über 100 Millionen Euro rentiert. Auch die laufenden Betriebskosten sind mutmaßlich gigantisch – überall steht Personal im Space Center herum. Vor den Attraktionen und vor den Kassen am Eingang sind Geländer wie ein Labyrinth aufgebaut, um die Warteschlangen zu kanalisieren. Die derzeitige „Pre-Opening“-Phase sollte genutzt werden, damit die Mitarbeiter ausprobieren können, wie der Besucherstrom geschickt geleitet und verteilt werden kann. Das aber scheint im Moment Space Parks kleinstes Problem.
Donnerstag, 14 Uhr. Wer an einem gewöhnlichen Wochentag den Space Park besucht, der sucht vergeblich nach Warteschlangen. „Willkommen zur Soft Opening Phase“ begrüßt den Besucher ein Schild in der gähnend leeren Eingangshalle. Mitarbeiter in ihren blauen Uniformen laufen geschäftig hin und her. Der „Galaxie Express“ ist teilweise nicht in Betrieb, informiert ein Schild. Aus Spargründen fährt die Achterbahn nur zeitweise. Draußen vor dem Eingang rast der „Space Shot“ in den Himmel. „In 1,9 Sekunden zur Schwerelosigkeit“, werben die Plakate in der Stadt dafür.
750.000 Euro gibt die Marketing-Gesellschaft der Stadtgemeinde Bremen für die Space-Park-Werbung in diesen Wochen aus. Zwei Personen sitzen gerade im „Space Shot“, 26 Plätze sind frei. Die Maschine katapultiert derzeit jeden Gast in die Höhe – man kann nicht warten, bis alle Plätze voll sind. In der großen Eingangshalle sind von sechs Ticket-Schaltern gerade zwei besetzt. „Sie befinden sich im Inneren des Orbitalstützpunktes“, sagt der Lautsprecher. „Wir wünschen Ihnen einen unbeschwerten Aufenthalt.“
14.12 Uhr: Zwei Menschen nähern sich dem Counter und kaufen Eintrittskarten. Danach ist minutenlang Ruhe. Um 14.28 Uhr kommt eine Frau mit zwei Kindern. 14.40 Uhr, der nächste Kunde naht. Es sind kaum mehr als zehn Tickets, die hier pro Stunde verkauft werden. „Sondertarife für den 8. 1.“ steht über den Schaltern groß angeschlagen. Im Internet sind 18 Euro als Preis für die “Pre-Opening“-Phase genannt, hier dagegen steht: 15 Euro. Und daneben ein Hinweis: „Beim Erwerb eines Eintrittstickets erhalten Sie ein Freiticket (auf unbestimmte Zeit gültig) gratis dazu“.
Im Kino Cine-Space sind für 15 Uhr diverse Filme angekündigt, „Sams in Gefahr“, „Findet Nemo“ und andere. Wollen sie auch in den Space Park gehen? „Ich nicht“, winkt einer ab, „das ist etwas für meine Kinder.“ „Ich habe mir das anders vorgestellt“, sagt eine Frau, „mit Geschäften zum Bummeln“. Und der Preis? „15 Euro Eintritt – nee, das ist zu viel.“ Drei andere nähern sich dem Kino. „Wir sind aus Gröpelingen, heute ist doch Kinotag.“ Im Space Center waren sie noch nicht. Jemand, der drin war, habe gesagt: Die Kids sind in einer halben Stunde durch mit allem. „Was uns hier fehlt, das sind die Geschäfte. Da würden wir hingehen, wenn das so wie im Weserpark wäre“, sagt die Frau aus Gröpelingen. Mit Boutiquen und so weiter. Das Kino „vor der Haustür“ ist für Gröpelingen gut, findet sie. „Da muss man nicht bis zum Bahnhof fahren.“ Auf modernen Displays sieht man an den Kinokassen, wie viele Plätze in welchem Saal noch frei sind. Es sind insgesamt vielleicht 30 Kino-Besucher, die sich auf mehr als 1.000 Plätze verteilen.
Brummt es denn wenigstens am Wochenende? Auch dann sind nur einzelne Schalter besetzt, weil es keine Warteschlangen gibt. Über die Mittagszeit sind es vielleicht hundert BesucherInnen in der Stunde, die ins Space Center hineinströmen. Überall stehen Security- und Service-Kräfte herum, um den Weg zu weisen und auf die sachgerechte Nutzung der Attraktionen zu achten. Montags hat das Space Center ab sofort geschlossen. Vor dem „Grand Opening“ am 12. Februar wird noch einmal drei Tage geschlossen. Und dann soll es sich herumsprechen wie ein Lauffeuer, dass hier in Bremen „Europas größter Indoor-Erlebnis-Park“ steht.
Klaus Wolschner