piwik no script img

Archiv-Artikel

Stadtsparkasse Köln setzt auf Konzentration

Die Bank hat den ersten Schritt in Richtung rheinische Großsparkasse getan. Die Fusion mit der Sparkasse Bonn ist so gut wie perfekt, Gespräche mit Düsseldorf und Leverkusen sind geplant. Hintergrund der Kölner Fusionsüberlegungen dürfte die anstehende Umstrukturierung bei der WestLB sein

VON GEORG WELLMANN

Die Stadtsparkasse Köln schickt sich an, ein rheinischer Bankenkoloss zu werden. Durch Fusionen mit den Sparkassen in Bonn, Düsseldorf und Leverkusen soll bundesweit die größte Sparkasse mit einer Bilanzsumme von mehr als 40 Milliarden Euro entstehen (siehe Kasten).

Der erste Schritt in Richtung rheinische Großsparkasse ist bereits getan. Mit der Sparkasse Bonn wurde die Schaffung eines Zweckverbandes verabredet. Die Vertragsunterzeichnung ist Ende März geplant. Rund 5.300 Mitarbeiter sollen dann künftig im neuen Bankkonzern arbeiten.

Ob es wirklich so viele sein werden, steht allerdings noch nicht fest. Denn die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di befürchtet, dass durch die Fusion beider Banken mehr als 1.000 Arbeitsplätze abgebaut und etliche Filialen geschlossen werden könnten. Alexander Kolter, Mitarbeitervertreter im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Köln, hält die Einschätzungen der Gewerkschaft für überzogen. „In dieser Größenordnung wird es keinen Abbau von Stellen geben. Seit 1991 wurden bei der Stadtsparkasse bereits 200 Arbeitsplätze eingespart. Wir haben damit die Grenze des Zumutbaren erreicht.“

Kolter rechnet aber damit, dass künftig einige frei werdenden Stellen nicht mehr besetzt werden. „Das betrifft vor allem die Bereiche Organisation, Controlling und Datenverarbeitung, wo fusionsbedingt einige Positionen doppelt besetzt sind“, erklärt das Verwaltungsratsmitglied. Der Vorstandsvorsitzende der Kölner Sparkasse, Gustav Adolf Schröder, hat seinen Mitarbeitern zugesichert, dass es innerhalb der nächsten fünf Jahre keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde.

Der Zusammenschluss mit der Bonner Sparkasse scheint wirtschaftlich vielversprechend zu sein. Denn das Bonner Kreditinstitut besitzt ein solides Vermögen mit einer Kundeneinlage von 4,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die annähernd doppelt so große Düsseldorfer Stadtsparkasse verfügt über eine Kundeneinlage von lediglich 6,5 Milliarden Euro. Die Stadtsparkasse Köln, hinter Hamburg zweitgrößte Sparkasse in Deutschland, wird nach der Fusion mit Bonn über eine Bilanzsumme von mehr als 27 Milliarden Euro verfügen. Sie rückt damit näher an die hanseatische Konkurrenz heran, die auf eine Bilanzsumme von 32 Milliarden Euro kommt.

Für Ärger sorgte die Köln-Bonner Fusion allerdings in der Landeshauptstadt. Der Düsseldorfer CDU-Oberbürgermeister Joachim Erwin, seines Zeichens auch Vorsitzender des Verwaltungsrates der Stadtsparkasse Düsseldorf, fühlte sich übergangen. Denn sein Kölner CDU-Amtskollege Fritz Schramma soll ihm versichert haben, dass eine Köln-Düsseldorfer Fusion zunächst Vorrang habe. Mittlerweile scheinen sich die Wellen aber wieder zu glätten. „Die Gespräche mit Düsseldorf werden in der zweiten Jahreshälfte weitergeführt, das ist von beiden Seiten so vereinbart worden“, erklärt Verwaltungsratsmitglied Kolter. Auch mit der Sparkasse in Leverkusen sollen weitere Gespräche geführt werden.

Die Verhandlungen mit den beiden Sparkassen dürften sich aber für die Kölner Banker nicht einfach gestalten. So erklärte der Düsseldorfer OB Erwin noch Anfang letzten Monats, das Thema Fusion sei erst einmal erledigt. Und auch der Chef der Sparkasse Leverkusen, Manfred Herpolsheimer, sah bislang keine dringende Notwendigkeit für eine Fusion.

Die Stadtsparkasse Köln setzt aber weiter auf Konzentration, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu stärken. Denn mit dem Wegfall der staatlichen Haftungsgarantien für Sparkassen im nächsten Jahr wird der Wettbewerb und somit auch der Kooperationsdruck für die rund 500 Sparkassen in Deutschland zunehmen.

Ein Hintergrund der Fusionsüberlegungen bei der Kölner Stadtsparkasse dürfte aber auch die anstehende Umstrukturierung bei der WestLB sein. Nach einem Verlust von 1,7 Milliarden Euro in 2002 steckt die Bank in der tiefsten Krise seit ihrer Gründung. Mittlerweile mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich die Eigentümerstruktur der WestLB im Zuge einer notwendigen Kapitalerhöhung verändern könnte.

An der Bank sind bislang das Land (43 Prozent), die Sparkassenverbände (33,5 Prozent) und Landschaftsverbände im Rheinland und in Westfalen Lippe (23,5 Prozent) beteiligt. Spekuliert wird darüber, dass die finanzkräftigen Sparkassenverbände künftig die Anteile des Landes und der Landschaftsverbände übernehmen. Als Sparkasse muss man sich da rechtzeitig positionieren, um die „Rechtsnachfolge für die Geschäfte der WestLB zu übernehmen“, so Alexander Kolter vom Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Köln. Dies gelte etwa für die Bereiche der Kreditgeschäfte und des Wertpapiermarktes der WestLB.