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Archiv-Artikel

BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNERESSEN: SuppenbörseAUTO: Oranienstraße

Von KAB

ESSEN: Suppenbörse

Betritt man eine Suppenbar, sucht man gleichzeitig die Urform des Restaurants auf. Denn als ein französischer Suppenverkäufer namens Boulanger 1765 das erste Etablissement dieser Art in Paris gründete, um Schafsfüße in weißer Sauce zu verkaufen, nannte er seine Suppen „restaurants“, weil man mit ihnen seine Körperkraft wieder herstellen konnte. Der Name stand bald für die gesamte Räumlichkeit und wurde ein fester Begriff. Gerade zu Beginn des Jahres, in diesem nasskalten Winterwetter, da jeder schon ohnmächig darauf wartet, dass ihn Fujian-Virus, besser bekannt als Kanzlergrippe, nun auch erfasst, scheint eine Stärkung der Körperkräfte unerlässlich und eine heiße Suppe auch. Eben deshalb sind in den vorigen Jahren immer mehr Suppenküchen entstanden, die meisten mit solider Qualität und eben jenem einem ausgekühlten Körper bekömmlichen Flair von saftigen Dämpfen, die die Schweiß- wie Schleimdrüsen gleichermaßen anregen – ein wunderbar entschlackendes Gefühl. Wenn dann nicht gleich der Angriff auf die seelische Kraft käme, wie man es ab und an in der Suppenbörse im Dussmannhaus beobachten kann. Denn bei Preisen um die vier Euro für eine Terrine muss man dann schon sehr genesen wollen. Auch das hauseigene Credo „glutamatfrei“ ist an den Suppen durchaus erkennbar. Denn man braucht auch bei gesundem Körper einen sehr feinen Gaumen, um die Schärfe aus dem Chili zu schmecken. Wenn man das Ganze noch von einer Ham-wa-nich-Tresenkraft aufgetischt bekommt, dann fragt man sich wirklich, wie das Etablissemnet von Herrn Boulanger seinen Siegeszug um die Welt antreten konnte, und erinnert sich erstmals mit warmen Gefühlen an das Heiße-Tasse-Sortiment im Supermarkt. KAB

Suppenbörse, Dorotheenstraße 43 , U-/S-Bahnhof Friedrichstraße, Berlin-Mitte, Mo.–Fr. 11–18 Uhr, Sa. 11.30–16 Uhr

AUTO:Oranienstraße

Man kann hunderte Kilometer auf der Autobahn fahren, ohne jemals einen einzigen Audi A 2 zu Gesicht zu bekommen. Das ist konsequent, denn der kleinste Pkw der Audi-Produktpalette mit seinem sehr eigenen Design ist zwischen Golf und Polo platziert, hat aber den Massenmarkt nie gesucht und wohl auch die Nische nicht wie geplant ausgefüllt. Seltsamerweise ist es aber so, dass man auf der Oranienstraße in Kreuzberg 36 Richtung Kochstraße keine (ein, zwei, drei) hundert Meter vorankommt, ohne dass man einen vorbeifahren oder am Straßenrand stehen sieht. Dabei handelt es sich nicht – wie ein Öko-Romantiker oder Vernunftmensch hoffen könnte – um den A2 1.2 TDI, das einzige fünftürige Dreiliterauto im Land. Nein, es sind normale Benziner A2. Warum hier? Warum jetzt? Um Spekulationen wird gebeten (tazzwei@taz.de).

Oranienstraße, Kreuzberg, U1/15 Görlitzer Bahnhof bis U6 Kochstraße