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Archiv-Artikel

Die Kontrolleure der Kontrolleure

Expertengruppe von Bund und Ländern soll künftig Pannen vermeiden. Erster Schlachthof wegen fehlender BSE-Tests geschlossen. Frischfleisch zu jung für Tests

BERLIN taz ■ Um künftig Schlampereien und Missbrauch bei BSE-Tests zu verhindern, hat Landwirtschafts-Staatssekretär Alexander Müller (Grüne) gestern eine Expertengruppe von Bund und Ländern gefordert, die die jüngsten Schwachstellen des Testsystems analysieren und Verbesserungsvorschläge machen soll. Die Zahl der nicht getesteten Rinder ist mittlerweile auf 898 gestiegen. 3.000 weitere Fälle sind noch nicht geklärt.

„Deutschland wäre der erste EU-Staat, der die Kontrolle der Kontrolle bei BSE-Tests institutionalisiert“, sagte Müller. Als weitere Möglichkeit bliebe aber auch der von Bayern bereits für Februar angekündigte kontinuierliche Abgleich zwischen der Rinderdatenbank, die alle Schlachtungen registriert, mit der BSE-Test-Datenbank.

Im niedersächsischen Emsbüren wurde unterdessen ein Schlachthof dichtgemacht, der 22 Rinder ohne BSE-Test geschlachtet hatte. Auch ein Tierarzt wurde suspendiert.

Um Frischfleisch geht es bei den BSE-Schlampereien selten: Kalb- bzw. Rindfleisch – von kleinen Metzgereien bis zur Massenware aus dem Discounter-Kühlregal – stammt fast ausschließlich von Tieren, die mit weniger als 24 Monaten geschlachtet worden sind. „Für die Jungbullen und Fersen, die solches Frischfleisch liefern, liegt das übliche Schlachtalter bei 18 bis 22 Monaten“, sagt Sabine Schiller, Geschäftsführerin der Fleischer-Innung Berlin. Ein Test auf BSE sei hier „nicht sinnvoll“, da nach momentanem Stand der Wissenschaft die Krankheit erst bei zwei Jahre alten Tieren nachgewiesen werden kann. Wichtig, so Schiller, ist der Test dagegen bei der Verarbeitung des Fleisches älterer Tiere zu Wurstprodukten: Milchkühe verwandeln sich, wenn sie „leer“ sind, zum Beispiel gerne in Salami. BGR/STG