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Archiv-Artikel

Bio steht auch für Nachhaltigkeit

betr.: „Im Süden nur ein bisschen Bio“, „Gefährliche Ausnahmen“, taz vom 25. 10. 08

Die Diskussion ist zu eng geführt, wenn sie nur das Warenzertifikat im Auge hat. Biologische Wirtschaftsweisen stehen auch für Nachhaltigkeit und damit sowohl für langfristige Ernährungs- als auch Existenzsicherung von Bauern, gerade auch in armen Ländern. Kunstdünger, insbesondere synthetischer Stickstoff (N), birgt zahlreiche Probleme:

hoher Energieaufwand bei der Herstellung, Abhängigkeit der Bauern von der Düngemittelindustrie, geringe Effektivität von Kunstdünger gerade in kargen, trockenen Böden. N kann Bodenerosion verstärken, weil der Krumenzusammenhalt zerfällt: ausgemergelte Böden, Kunstdünger ernährt die Pflanze, nicht aber das mikrobielle Bodenleben, bildet also keinen Humus. Die Nahrungspflanze verändert sich durch die „künstliche Ernährung“. Sie enthält bis zu zwölf Prozent mehr Wasser, bildet weniger Feinwurzeln, wird unfähiger, sich selbst aus lebendigem Boden zu ernähren, verliert an Lebensmittelqualität. Der Kunstdüngerbedarf steigt im Lauf der Zeit, da der Boden immer schlechter wird.

Biologische Anbauweise hingegen hat zum Ziel, die Bodenfruchtbarkeit, also Humus und mikrobielles Bodenleben, langfristig aufzubauen. Gerade in Ländern Lateinamerikas und Afrikas gibt es dazu viele traditionelle Methoden, die sich sehr gut mit westlichen Öko-Erkenntnissen kombinieren lassen. Nur ein paar Stichworte: Leguminosen (z. B. die vielen traditionellen Bohnenarten!) als natürliche Stickstoffsammler; geeignete Vorfrüchte zu bodenständigen Kulturpflanzen; Mischkulturen statt Monokulturen; in heißen Ländern höhenversetzte Kulturen mit Beschattungswirkung; „Permakulturen“; Kompostierung und Verwertung tierischen Dungs zur Humusbildung. Es gibt genügend vorbildlich gelungene Projekte in der Welt, aber denen kann weder Monsanto noch BASF was verkaufen – hört man deshalb so wenig davon …? DOROTHEA HEIM, Wangen