WOCHENÜBERSICHT: KONZERT
: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Teufel auch, das ist mal eine Woche, die einen in die Knie zwingt mit dem ganzen Respektzollen und dem pflichtgemäßen Nachhorchen, ob die alten Verdienste noch was gelten. Da hat man erst einmal all that Jazz, mit dem Charhizma-Festival ab heute im Ausland und dem Jazzfest (ab Mittwoch) und Total Music Meeting (ab Donnerstag). Die Nummer eins in der Sparte Respekt ist diese Woche natürlich Jerry Lee Lewis, der neben Chuck Berry andere große Originär des Rock-’n’-Roll (Dienstag im Tempodrom), dicht gefolgt von Randy Newman, dessen Konzert am Samstag allerdings wegen Rückenschmerzen entfällt. Außerdem sollte nicht unterschlagen werden soll, dass auch der Biermann Wolf (Sonntag im Haus des Rundfunks) einige wirklich eindrückliche Lieder geschrieben hat. Nachhorchen kann man bei Eyeless in Gaza (Samstag, Quasimodo), die man vielleicht noch von alten Cherry-Red-Platten aus den Dämmerungstagen von New Wave her kennt. Ergreifende Momente mag einem Daniel Johnston (Sonntag, Volksbühne) mit seinen traurigen Liedern schenken, Vampire Weekend (Montag, Kulturbrauerei) waren der Hype des Frühjahrs und sollten mit Afrobeats den Indiepop retten, was manchmal aber wie frisch aufgebürstete Police klingt (deswegen Abzug bei den Hipness-Punkten). Und wieso nicht gleich das Original, am Mittwoch in der Kulturbrauerei bei Femi Kuti, der den guten Sohn von Fela gibt. Und noch Swell (Mittwoch, Lido) und Mogwai (Donnerstag, Huxley), die hübsche Sachen mit den Gitarren anzustellen wissen, damit in der Seele bohren oder massive Klangwände hochziehen. Das sind allesamt ehrenwerte und des pflichtgemäßen Hinhörens würdige Anliegen, aber dennoch soll hier wenigstens ein paar Zeilen lang vor allem einem Mann Platz gemacht werden, der nie wirklich nach oben fallen wird mit seiner Musik und trotzdem durch so Orte wie die Blues-Bar in Bamberg und das Alte Sportheim Illerberg tingelt. Das ist Leidenschaft, der sich der Bremer Dad Horse Ottn hingibt und mit Banjo und Fußorgel als die Einmannband The Dad Horse Experience durch die Clubs zieht, mit seinem Debütalbum „Too close to heaven“ im Gepäck und einem tollen Wort für das, was er macht: Keller-Gospel. Da jubiliert das Herz in der Kohlengrube. Und wenn dem nachgeborenen Johnny Cash manchmal die Stimme wegkippt, zeigt sich gerade darin eine nackte Wahrheit, die man sonstwo selten hören darf. Am Montag bei der One-Man-Band-Battle mit Kraftpost im White Trash.

The Dad Horse Experience, Kraftpost: White Trash, Mo, 21 Uhr. 3 €