Kommentar: Elite-Abitur : Konservative Bildungswende
Die CDU kritisiert sie schon seit Jahren als „Einheitssoße“: Noch gibt es in Nordrhein-Westfalen schulformübergreifende Bildungsstandards, die neben der Gesamtschule den Wechsel von der Haupt- und Realschule an die Gymnasien möglich machen. Doch durch die Hintertür droht jetzt die Wiedereinführung der klassischen selektiven Dreiteilung, wie sie von konservativen Bildungspolitikern seit Jahrzehnten gefordert wird. Wird der Unterricht in der Sekundarstufe 1 nur an Gymnasien ausgeweitet, wird Haupt- und Realschülern jede reale Chance auf das Abitur und zum Studium genommen.
Dabei braucht der Standort nicht weniger, sondern mehr qualifizierte Abiturienten – schon heute liegt die Quote der Hochschulabsolventen im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld. Wege wie der Bayerns, wo nur 20 Prozent der Schüler Abitur machen, führen deshalb nicht nur Einzelne, sondern das ganze Land in‘s Abseits.
Bildung ist die Ressource der Zukunft. Kleine Leistungseliten werden die Konkurrenzfähigkeit des Landes nicht garantieren können. Nötig ist die Förderung aller – und nicht die Vernichtung von Lebenszeit durch das oft wenig sinnvolle Wiederholen einer ganzen Klasse, die jede Forderung nach einer Verkürzung der Schulzeit konterkariert.
Gebraucht werden flexible Lösungen: Für den Ansatz von Gleichberechtigung im Schulsystem muss die elfte Jahrgangsstufe erhalten bleiben – für Leistungsschwache, aber auch nach Auslandsaufenthalten. Denn die werden verstärkt zur Schlüsselqualifikation. ANDREAS WYPUTTA