piwik no script img

Was für den Sport tun

Es passiert etwas, auch wenn es ein wenig zu spät kommt: Leistungssport wird in Hamburg künftig durch einen Sportgroschen subventioniert

aus Hamburg OLIVER CAMP

Der Minimalkonsens, die bisherigen Förderstrukturen des Leistungssports in Hamburg zu ergänzen, zwängte die Handelskammer Hamburg, den Hamburger Sportbund und das Amt für Sport im olympisch aufgeladenen Sommer 2002 zusammen. Mit bewusst defensiver Öffentlichkeitsarbeit nimmt die „Stiftung Leistungssport Hamburg“ nun ihre Tätigkeit auf.

Das Gespräch darüber beginnt Dr. Gerald Wogatzki, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, daher mit einer verklausulierten Eloge über die seitens des Kuratoriums gewünschte Nicht-Thematisierung der Gründe des Scheiterns der nationalen Olympia-Kandidatur. Nahezu entschuldigend formuliert der hauptberufliche Leiter des Geschäftsbereichs Börse der Hamburger Handelskammer das Anliegen der Stiftung: „Wir wollen was für den Sport tun.“

Ein hübsches Anliegen und jeder Rede wert, doch Gerald Wogatzki und sein Ko-Vorstand Jochen Lammers, beruflich Hauptgeschäftsführer des Hamburger Sportbunds (HSB), stapeln ehrfürchtig tief. Nicht grundlos, denn nachhaltig und mächtig sind die Repräsentanten des Breitensport in dieser Stadt. Noch immer.

Wogatzki und Lammers wissen, dass die Zahl der leidenschaftlichen KämpferInnen für den Leistungssport zu gering ist, um eine langfristige substanzielle Erhöhung der Finanzmittel des Leistungssports in den Etatpositionen bei HSB und Sportamt zu bewirken. Daran indes wäre eine veränderte Gewichtung des in Hamburg traditionell vernachlässigten Leistungssports deutlich zu erkennen gewesen. Stattdessen wurde eine neue Stiftung mit neuen Verwaltungsabläufen und gesonderten Antragsverfahren gegründet.

Die Besetzung des Beirats der Stiftung ist vor diesem Hintergrund besonders grotesk: Dort sind zwecks gegenseitiger Belauerung all jene versammelt, welche die bisherige und kaum genügende Leistungssportförderung der Hansestadt koordinieren.

Stadt und Wirtschaft haben sich verpflichtet, in drei Jahren je eine Million Euro per anno zu stiften. Bei publikumsstarken Sportveranstaltungen werden zudem zehn Cent von jeder Eintrittszahlung an die Stiftung überwiesen. Endlich ein Grund, die Darbietungen der Hand- und Fußballer des HSV in Augenschein zu nehmen oder den Hamburger Marathon mitzulaufen. Nur zum Eishockey sollte man nicht gehen, wenn man den Leistungssport in Hamburg fördern will. Die Freezers sehen keinen Nutzen in der Abgabe für den Eishockeysport und behalten die 10 Cent lieber selbst. Nach einer zwölfmonatigen Kapitalsammlungsphase und der Klärung der Fördergrundsätze und -kriterien sollen die Erträge des Stiftungsvermögens ab sofort erfolgsbringend eingesetzt werden. Pro Jahr stehen rund 300.000 Euro zur Verfügung um ein buntes Bündel an TrainerInnen, Materialien, Sichtungsmaßnahmen für Talente und Schul-Aktionen zu begleiten oder zu ermöglichen.

Vereine, Verbände und Schulen können für „Spitzensport und Nachwuchsleistungssport“ unter www.stiftung-leistungssport.de online Unterstützung beantragen. Mit 10% Eigenmitteln und einem sinnvollen Konzept kann das Kuratorium überzeugt werden. Sport frei!

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen