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Archiv-Artikel

Sonne für Europa

Bis 2020 könnten die Erneuerbaren 20 Prozent des europäischen Energiemix ausmachen, so Minister Trittin

BERLIN taz ■ Welchen Anteil am Energieverbrauch werden die erneuerbaren Energien in der Europäischen Union (EU) im Jahr 2020 haben – und wie kann er erreicht werden? Das ist Kernthema der dreitägigen Europäischen Konferenz für Erneuerbare Energien, die seit gestern in Berlin stattfindet. Das Resultat will die EU dann in die Weltkonferenz zu erneuerbaren Energien, der renewables 2004, einbringen, die im Juni in Bonn über die Bühne geht.

Nachdem auf dem UN-Umweltgipfel im Sommer 2002 in Johannesburg kein konkretes Ziel in puncto erneuerbarer Energien erreicht wurde, hatte Bundeskanzler Gerhrd Schröder (SPD) seinerzeit dazu eingeladen, in Bonn weiterzuverhandeln. Europa müsse nun eine Vorreiterrolle einnehmen, sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) gestern. Ein Anteil von 20 Prozent der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch im Jahre 2020, die sich Deutschland bereits als Ziel gesetzt habe, sei auch europaweit möglich.

Doch schon jetzt ist klar, dass die EU ihre bisherigen Ziele nicht erreichen wird. So erklärte Mechtild Rothe, EU-Parlametarierin der SPD: „22 Prozent Strom aus Erneuerbaren bis 2012 ist nicht mehr realistisch.“ Daher müsse auch bei der Versorgung mit Wärme und bei der Kühlung verstärkt auf die Erneuerbaren gesetzt werden. Sie forderte für diesen Sektor ein Gesetz, ähnlich denen für Ökostrom und Biotreibstoffe. Danach soll Biosprit in der EU bis 2012 einen Anteil von knapp 6 Prozent haben, die Autobauer DaimlerChrysler und Volkswagen schätzen das Potenzial gar auf 40 Prozent.

Noch wird in den einzelnen EU-Staaten die Stromversorgung auf sehr unterschiedliche Weise gesichert. So macht im künftigen Mitglied Ungarn die Wasserkraft nur 3,6 Prozent der Energieversorgung aus, in Österreich aber sind es 78,1 Prozent. Auch die Finanzierung der Erneuerbaren und die Reglements zum Netzzugang müssen noch angepasst werden.

Deutschland immerhin steht im europäischen Vergleich gut da. Zwar bekommt das Gesetz zur Förderung der Erneuerbaren Energien (EEG) derzeit Gegenwind. Doch ist unbestritten, dass das darin festgelegte Vergütungssystem für Wind- oder Solarstrom den Erneuerbaren den größten Schub brachte. Das haben ähnliche Systeme in Spanien und Österreich genauso gezeigt. Die Alternative wäre eine Mengenregelung, bei der der Staat den Stromkonzernen ein bestimmtes Ökokontingent vorschreibt. Weil diese längst nicht so effektiv ist, fordern Umweltschützer nun das deutsche Modell für Europa. KATRIN EVERS