Wieder dänisch

Altonaer Holsten-Brauerei an Carlsberg-Konzern verkauft und aufgeteilt. Angeblich kein Jobabbau beim zweitgrößten deutschen Bierproduzenten

„Den Mitarbeitern kann ich keine zusätzlichen Jobs versprechen“: Carlsberg-Chef Andersen

Die dänische Brauereigruppe Carlsberg übernimmt und zerschlägt den zweitgrößten deutschen Braukonzern Holsten in Hamburg. Nach der vereinbarten Übernahme von 51 Prozent des Aktienkapitals will Carlsberg die Holsten-Biermarken König und Licher an die Bitburger-Gruppe weiterverkaufen. Auch das Mineralwasser-Geschäft mit allein 11,7 Millionen Hektolitern soll binnen sechs Monaten an Dritte veräußert werden.

Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) begrüßte den Transfer als „günstigste Lösung“. Damit hätten „alle Spekulationen und die Unruhe in der Belegschaft ein Ende“, behauptete NGG-Chef Franz-Josef Möllenberg. Für heute vormittag kündigte er Betriebsversammlungen in der Zentrale an der Holstenstraße im einst dänischen Altona und allen anderen Standorten an, um die MitarbeiterInnen zu informieren.

Der nach allen Transaktionen bei Carlsberg verbleibende Holsten-Unternehmenswert einschließlich Nettoverschuldung und Pensionsverpflichtungen liegt bei 437 Millionen Euro. Carlsberg (Tuborg, Hannen) steigt mit den verbleibenden Holsten-Marken wie Holsten, Astra und Feldschlösschen zum fünftgrößten Bierbrauer Deutschlands auf. Marktführer ist die belgische Interbrew.

Der Übernahme müssen mindestens noch rund 24 Prozent der freien Aktionäre sowie die Wettbewerbshüter zustimmen. Akzeptieren alle Anteilseigner das Angebot von 38 Euro je Aktie, liegt der Kaufpreis für die 13,75 Millionen Aktien bei 523 Millionen Euro. Großaktionär Christian Eisenbeiss (48,4 Prozent) hätte damit mehr als 250 Millionen Euro erlöst. Die Holsten-Aktie legte gestern um mehr als neun Prozent auf 37,76 Euro zu.

Wegen der drastischen Veränderungen auf dem deutschen Biermarkt wollte sich Eisenbeiss, dessen Familie in dritter Generation Holsten-Aktien hielt, schon seit vergangenem Sommer von seinem Anteil trennen. Der Investmentbanker befürchtete, dass weitere internationale Großkonzerne in den deutschen Markt einsteigen und Holsten seine führende Position weiter streitig machen könnten.

Der dänische Konzern will mit dem Einstieg bei Holsten seine starke Position in Europa und insbesondere im Norden Deutschlands ausbauen. „Wir streben regionale Marktführerschaften an“, sagte Carlsberg-Chef Nils S. Andersen. „König und Licher passen aber besser zu Bitburger.“ Carlsberg hätte zu viel Geld in beide Marken für den nationalen Auftritt stecken müssen. Stattdessen soll die Marke Holsten international voran gebracht werden.

Nach Umsetzung aller Pläne werden mehr als die Hälfte der 2.800 Holsten-Mitarbeiter künftig für Carlsberg arbeiten. Die in Mönchengladbach angesiedelte Deutschland-Zentrale von Carlsberg soll in die Hansestadt verlegt werden, ebenso soll die Produktion beispielsweise für Dosenbier aus dem Ausland in die Hansestadt kommen. „Den Mitarbeitern kann ich insgesamt keine zusätzlichen Jobs versprechen“, sagte Andersen angesichts des rückläufigen Biermarktes. Die Übernahme soll „bescheidene Synergien“ von 17 Millionen Euro von 2006 an bringen.

Holsten hatte durch die Einführung des Dosenpfandes in den ersten neun Monaten 2003 mit insgesamt rund 9,8 Millionen Hektolitern elf Prozent weniger Bier und alkoholfreie Getränke abgesetzt als im Vorjahreszeitraum. lno/smv