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Archiv-Artikel

Das Ende vom Lied?

Die umstrittenen österreichischen Clip-Produzenten Dolezal und Rossacher (DoRo) melden multiple Insolvenz an – und wagen, verschlankt aufs Kerngeschäft, sofort einen Neuanfang in München

von ARNO FRANKund THOMAS WINKLER

Queen, Rolling Stones, Bon Jovi, Whitney Houston, Bruce Springsteen – es dürfte nur wenige Firmen geben, die auf eine solch illustre Schar an Kunden verweisen kann. Wo die österreichische DoRo Media AG doch mal mit Gestalten wie Georg Danzer, Wolfgang Ambros oder Falco angefangen hat. Nun sieht es ganz so aus, als würde Europas mächtigste Musikvideofirmenfamilie in die Pleite schlittern. Mit Pauken und Trompeten. Und es gibt nicht wenige, die dazu Beifall klatschen – oder sich wenigstens in stiller Genugtuung die Hände reiben.

Es brennt an allen Ecken und Enden, in Berlin, Wien und Los Angeles. Los ging’s mit den Filialen DoRo Film- & Fernsehproduktion (Berlin) und DoRo Fiction Film (Berlin) sowie der City Film Produktion in Wien. Während das Büro von DoRo Media Incorporated in Los Angeles noch einem Prozess entgegensieht, hat nun die Wiener Muttergesellschaft DoRo Media AG Konkurs angemeldet. Grund ist ein schmaler Erlös von 32.000 Euro, dem satte 10 Millionen Euro Bilanzverlust gegenüberstehen. Laut Konkursantrag haben sich Schulden in Höhe von rund 470.000 Euro angehäuft – zu denen sich wegen der Berliner Pleiten und einem Prozess in Los Angeles noch einmal insgesamt 375.000 Euro gesellen. Statt der bislang weltweit neun DoRo-Dependencen soll nun eine neue Zentrale in München retten, was zu retten ist.

Der Firmengruppe – die ihr Geld bis dato mit TV- und Kinofilmen, Musikvideos, Werbung, Live-Produktionen, TV-Features und Internet-Diensten verdient hat – scheint ihr geplanter Börsengang zum Verhängnis geworden zu sein. Es wurde eifrig expandiert, akquiriert und internationalisiert, bis plötzlich der Niedergang der New Economy dazwischenfunkte: „Da sind jede Menge Kosten angefallen“, sagte DoRo-Steuerberater Friedrich Scheck dem österreichischen Wirtschaftsblatt.

Den Grundstock ihres Vermögens legten Rudi Dolezal und Hannes Rossacher vor allem mit dem deutschen Musikfernsehen. Über eine Kapitalbeteiligungs KG halten die beiden DoRo-Chefs einen beträchtlichen Anteil am Kölner Sender VIVA. Eine wahre Geldmaschine. Schon lange kursiert das Gerücht, dass Plattenfirmen und Künstler, die dort in die begehrte „Heavy Rotation“ wollten, ihre Clips bei DoRo produzieren lassen mussten – auch dann, wenn es schon ein fertiges Video gab.

Seit längerem schon wird in der Musikbranche gemunkelt, DoRo bevorzuge eine eher freizügige Interpretation des geistigen Eigentums. So bescheinigt der Berliner Musiker und Filmemacher Norrin Radd den Wienern eine „sehr individuelle Definition von ausgelagerter Projektentwicklung“. Er wurde im Zusammenhang mit einem Dokumentarfilm-Projekt über den Americana-Musiker Gram Parsons zu angeblichen Vertragsverhandlungen nach Wien zitiert. Nachdem er dort sein über Jahre recherchiertes Material vorgelegt hatte, musste Rossacher plötzlich andere, dringendere Termine wahrnehmen. Ein Vertrag kam nie zustande, die Kommunikation wurde eingestellt.

Hinhaltetaktik und nicht eingehaltene Versprechen kennzeichnen den Umgang der Firma mit Autoren. So wurde der Musikjournalist und Can-Experte Wolf Kampmann von DoRo angesprochen, einen Film über die legendäre Krautrockband zu schreiben. Auch er fuhr auf eigene Kosten zu Arbeitstreffen, schnitt bereits Archivmaterial und wurde anschließend fallen gelassen. Später brachte DoRo einen Film über Can auf den Markt, der sich stark an Kampmanns Buch „Can Box Book“ anlehnt und in dem der Autor „einen Teil meiner geistigen Urheberschaft“ erkannt haben will. „Unseriöses Geschäftsgebaren“, mehr will Kampmann nicht sagen, aber berichtet von Audienzen mit Rossacher, zu denen der DoRo-Chef ihn in einem Kölner Penthouse empfing – nur bekleidet mit Badelatschen und Handtuch. Norrin Radd wiederum fühlt sich von „manchen Protagonisten des Fernsehgeschäfts, speziell solcher jenseits der Alpen, an Hütchenspieler erinnert“.

Aus dem Hut gezaubert haben die beiden umtriebigen Chefs nun einen gewissen Jim Beard, der sich mit bis zu drei Millionen Euro engagieren und als gleichberechtigter Partner engagieren soll. Der Mann ist Nachlassverwalter der Gruppe – Queen.