Der Preis der Befreiung

betr.: „die anderen zu george w. bush“, taz vom 1./2. 3. 03

„Wenn Amerika seine Feinde besiegt, sagt der US-Präsident, hinterlässt es keine Besatzungsarmeen, sondern Demokratie“, zitieren Sie aus dem Londoner Guardian. Gestatten Sie mir drei Anmerkungen: 1. Ich war heilfroh und werde bis ans Ende meines Lebens dafür dankbar sein, dass ich im Sommer 1949 aus der sowjetischen Besatzungszone in den amerikanischen Sektor von Berlin flüchten konnte. 2. Dass es dort keine Demokratie, sondern noch immer eine stattliche Besatzungsarmee gab, hat mich damals nicht sehr gekümmert, zumal es die Armee einer Macht war, welche die Charta der Vereinten Nationen entworfen hatte, sich zu deren Prinzipien bekannte und im Allgemeinen danach handelte.

3. An eine andere „Hinterlassenschaft“ der Amerikaner erinnere ich mich sehr viel weniger gern: unsere in einem brutalen und von Anfang an bewusst gegen die Zivilbevölkerung geführten Bombenkrieg völlig zerstörten Städte. Huntertausende Flüchtlinge, Frauen und Kinder fanden in diesen – gegen Ende des Krieges immer brutaler geführten, militärisch aber immer sinnloser werdenden – Bombardierungen den Tod.

Möge den Irakern ein solcher Preis für die Befreiung von ihrem Diktator erspart bleiben! ULRICH UFFRECHT, Buxtehude

Die Demokratie im Irak einzupflanzen, das ist so bestechend wie das Argument, eine höhere Kohlendioxidkonzentration sei gut für die Pflanzenwelt und zusammen mit der Erwärmung der Atmosphäre für unsere Rentner in der Sonne ganz famos.

Na ja, in Deutschland hatte es seinerzeit auch noch keine etablierte und über längere Zeit gut funktionierende Demokratie gegeben, vor der Diktatur der Nazis. Und dennoch ist unbestreitbar auch dank der Amerikaner noch einigermaßen was aus uns geworden. Trotz Strauß, Kohl, Barschel, Leisler Kiep, Schäuble, Koch und nun noch Merkel, also trotz der schrittweisen Demontage der demokratischen Kultur seit 1949 durch die Union kann man doch sagen, dass es hier noch einigermaßen demokratisch hergeht.

Doch kann man einen Eisberg in die Wüste versetzen, ohne dass man diesen auf ewig pflegen und umhegen muss, damit er nicht vergeht? Um zu verhindern, dass ein weiterer schiitischer Gottesstaat ausgerufen wird, werden alle Truppen an diesem neuen, günstig gelegenen Standort zusammengezogen. Da hat man die anderen Schurkenstaaten in Reichweite und auch noch die Kontrolle über den Zugang zu den zweitgrößten Erdölvorkommen. Man hält sich finanziell schadlos und kann verhindern, dass einerseits die Saudis frech werden und andererseits das Öl zu teuer am Weltmarkt. Und schließlich ist Israel doch wirklich zu klein für Palästinenser und Israelis zusammen. Vielleicht kann man da ja auch noch was drehen. So was nenne ich eine Win-Win-Situation herstellen! EDGAR MÜLLER-CAENAZZO, Dübendorf, Schweiz