: Traumlogiken
Zweimal der späte Buñuel in Hamburg: „Das Gespenst der Freiheit“ und „Dieses obskure Objekt der Begierde“
„Ich mag keine Logik und keine logisch gebauten Fabeln.“ Luis Buñuel kehrte in seinem Spätwerk, aus dem zwei Filme jetzt in Hamburg zu sehen sind, zurück zum Surrealismus. Den bürgerlichen Regeln der Narration und Dramaturgie, die er schon 1927 mit seinem Erstling Der andalusische Hund attackiert hatte, wurde in seinen letzten Filmen erneut getrotzt. So verbindet sich in dem 1973 entstandenen Film Das Gespenst der Freiheit eine scheinbar willkürliche Folge von Episoden zu einem umfassenden Angriff auf bürgerliche Moralvorstellungen und Konventionen.
In Buñuels letztem Film Dieses obskure Objekt der Begierde findet sich hingegen eine gewisse erzählerische Stringenz. Basierend auf Pierre Louýs Roman Die Dame und der Hampelmann, widmete sich Buñuel hier erneut einem seiner zentralen Themen, der männlichen sexuellen Obsession. Die Geschichte des wohlhabenden älteren Mannes, der eine junge Schönheit vergeblich begehrt, beginnt gleich recht seltsam: Der Hauptdarstellerin wird ein Eimer Wasser über den Kopf geschüttet. Das surrealistische Element findet sich unter anderem in dem Kniff, die weibliche Hauptrolle mit zwei Schauspielerinnen zu besetzen.
Buñuel mag die Logik nicht gemocht haben, in seinen Filmen spielt jedoch gerade ihre Abwesenheit eine wichtige Rolle. An ihre Stelle tritt eine Traumlogik, die festgefahrene Normen in Frage stellt. Myrjam Lammer
Das Gespenst der Freiheit: heute + morgen, 20 Uhr, Koralle; Dieses obskure Objekt der Begierde: morgen + 13.3., 17 Uhr, Metropolis