: Justitia gegen geballte Managergewalt
Richterin Brigitte Koppenhöfer hat es im Mannesmann-Prozess nicht einfach. Topverteidiger suchen ihre Schwächen
Ein gewisses Lampenfieber kann Brigitte Koppenhöfer nicht ganz verbergen. „Darf ich die Journalisten bitten, den Saal zu verlassen“, sagt sie zu Beginn des ersten Verhandlungstages im Verfahren ihres Lebens, dem Mannesmann-Prozess. Ungläubiges Gemurmel im holzgetäfelten Verhandlungssaal L 111 des Düsseldorfer Landgerichts. Die Richterin bemerkt den Fauxpas und präzisiert: „Ich meine Fernsehkameras und Fotografen.“
Ihre Nervosität ist verständlich: Die 52-Jährige bewegt sich auf einem Minenfeld. Sie führt den spektakulärsten Wirtschaftsstrafprozess in der Geschichte der Bundesrepublik. Und ihr gegenüber sitzt die Crème de la Crème deutscher Strafverteidiger, die die sechs Angeklagten vertritt und nach dem kleinsten Fehler des Gerichts giert. Koppenhöfer versucht damit gelassen umzugehen. So bemerkte sie zum Prozessauftakt süffisant: „Wer von den Herren Verteidigern möchte jetzt welche Gesetzesrüge erheben?“
In Westfalen geboren, studierte Koppenhöfer in Münster von 1969 bis 1974 Jura, machte in Düsseldorf 1977 das zweite Staatsexamen und arbeitete gut ein Jahr als Verwaltungsrätin bei der Landesversicherungsanstalt Rheinprovinz. Ihre Richterlaufbahn begann 1979 in Neuss. Dort bearbeitete sie mit Ausnahme des Familienrechtes das gesamte Spektrum eines Amtsgerichtes, zuletzt als Vorsitzende des Jugendschöffengerichtes.
Im Jahr 2000 wechselte die Wahl-Neusserin zum Landgericht Düsseldorf. Seit Anfang 2003 steht sie an der Spitze der neu geschaffenen 14. Wirtschaftsstrafkammer. Ein Buchstabe machte sie für einige deutsche Wirtschaftsführer nun zur „wichtigsten Frau des Lebens“: Ihre Kammer ist für die Buchstaben D bis F zuständig. Da Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk der älteste der Angeklagten ist, wurde die Mannesmann-Akte unter seinem Namen einsortiert.
Auch wenn ihr gerne das Etikett „langjährige Jugendrichterin“ angeheftet wird, um so durch die Blume zu vermitteln, sie sei in Wirtschaftsstrafverfahren ein ziemliches Greenhorn: Koppenhöfer gilt als souveräne, kenntnisreiche und versierte Richterin, ihre Prozessführung als äußerst umsichtig. Das Attribut „unerfahren“ trifft allerdings durchaus auf ihr Team zu: Der 30-jährige Guido Noltze ist Richter auf Probe, die 36-jährige Ulrike Voß erst etwa fünf Jahre im Beruf. Hinzu kommen zwei Schöffen. Ein Jurist im Düsseldorfer Justizministerium sprach angesichts des Starverteidigeraufgebots „von dem größten juristischen Ungleichgewicht in der Geschichte“.
Was die Richterin am meisten stört, ist der Medienrummel. Bereits im vergangenen Jahr bekannte sie: „Nicht Brigitte Koppenhöfer entscheidet diesen Fall, sondern die 14. Wirtschaftsstrafkammer.“ Inzwischen äußert sie sich gar nicht mehr außerhalb des Gerichtssaal zu dem bis Juni terminierten Prozess: Schließlich will sie keinen Anlass für einen Befangenheitsantrag geben. PASCAL BEUCKER